18.01.2011 - 27.03.2011
Zur Zeit der historischen Avantgarden bildeten die Künste eine sich gegenseitig befruchtende Synthese, ehe ab den 1930er-Jahren eine Aufteilung und Spezialisierung in einzelne Disziplinen einsetzte. Das Radio ist ein Ort, an dem dieses Zusammenspiel der Künste auch gegen die Dominanz eines dialogzentrierten Hörspiels immer wieder erprobt und vorangetrieben wurde. Das Ausstellungsprojekt "Sounds. Radio - Kunst - Neue Musik" macht Radio als künstlerisches Medium begehbar und räumlich erlebbar. Ausgehend von der medieneigenen Vielstimmigkeit der Radiokunst und der Faszination der Körperlosigkeit, die die frühen Radiojahre prägte, eröffnet die Ausstellung überraschende Perspektiven auf die Radiokunst und ihr Potenzial, komplexe Erfahrungsräume zu schaffen.
Fünf Radioarbeiten, die im Rahmen des deutsch-tschechischen Radiokunstprojekts "rádio d-cz" entstanden, bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung. Aus tatsächlicher und fiktiv gestalteter Zeitgeschichte erzählen die Radio-Features, Hörspiele und Soundcollagen von Abenteurern und Selfmade-Männern, über trennende Zäune und verbindende Geräusche.
Weitere 25 Referenzstücke aus achtzig Jahren Rundfunkgeschichte stehen für fünf elementare Kraftfelder des Radios: die geschmeidige Mobilität, mit der das Radio geographische Distanzen aufhebt, sein vexierbildhaftes Spiel mit den Grenzen von öffentlichem und privatem Raum, seine Kunstfertigkeit, mit Originaltönen fiktive Räume zu schaffen, seine Fähigkeit, für die komplexen Geräuschtexturen des alltäglichen Klangumfelds zu sensibilisieren und sein ureigenes Paradox, in einem "körperlosen" Medium die Physis der Stimme herauszustellen. Diese fünf Kraftfelder sind in Ausschnitten aus Hörspielen, Features und Klangkompositionen zu erleben. Im Archivteil der Ausstellung sind ferner über 100 weitere Radiokunst-Produktionen der beteiligten Rundfunkanstalten und zusätzliches Material recherchierbar.