Um 1900 besuchten die ersten Missionare der Evangelischen Brüder-Unität das indigene Territorium von Sauni As in Nicaragua. Von ihren Begegnungen mit den dort lebenden Mayangna zeugen Objekte in der Sammlung des Völkerkundemuseums Herrnhut. Wie sehen die heutigen Mayangna die historischen Objekte ihrer Kultur? Wie beurteilen sie den starken Wandel ihrer Kultur seit der Zeit, zu der die Objekte gesammelt wurden?
Um diesen Fragen nachzugehen, reiste die Ethnologin Uta Karrer mit Fotos der Sammlungsobjekte im Rahmen des Projektes “Sammlungen neu sichten" des Deutschen Museumsbundes zu den Mayangna nach Nicaragua. Ihre Gesprächspartner betrachteten mit großem Interesse die Objektfotos. Sie erklärten die Herstellungstechniken und Funktionen der Objekte. Angeregt von den historischen Objekten reflektierten sie über den Wandel ihrer Kultur und ihrer Identität durch die christliche Mission und den wirtschaftlichen Wandel. Sie erinnerten sich an vergangene Lebensweisen und erzählten Geschichten und Legenden, die mit ihren traditionellen Glaubensvorstellungen verbunden sind. Sie sprachen über den Verlust wichtiger Bestandteile ihrer Kultur, aber auch über den Zugewinn, den sie durch Wissenstransfer und infrastrukturelle Anbindung erfahren.