James Dean mit Schiebermütze und melancholischem Blick – wer hat nicht die ikonischen Bilder des früh verstorbenen Hollywood-Helden vor Augen? Und doch ist der Fotograf dieser Bilder ein relativ Unbekannter geblieben. Die Ausstellung „Time is on your side“ erinnert an ihn. Dennis Stock, 1928 in New York geboren und 2010 in Florida gestorben, gehört zweifellos zu den großen amerikanischen Fotografen der Nachkriegszeit. Das Suermondt-Ludwig-Museum widmet seinem erstaunlichen Oeuvre eine monographische Schau mit 120 ausgewählten Schwarz-Weiß-Fotografien der frühen 1950er bis in die 1970er Jahre.
Den Anfang seiner fotografischen Laufbahn markiert ein von „Life“ ausgerufener Wettbewerb. Stock gewann mit einem eindrucksvollen Bildessay über „Displaced Persons“, jenen Immigranten, die nach dem Krieg im Hafen von New York landeten, in der Hoffnung auf eine bessere Welt. Viele Jahre arbeitete Stock als Magnum-Fotograf für internationale Magazine wie Life, Look, Geo, Stern, Bunte oder Paris Match. Einer seiner ersten Aufträge führte ihn nach Hollywood. Bei seiner Arbeit an Film-Sets Anfang der 1960er Jahre richtete er seine Kamera jedoch weniger auf glamouröse Posen, ihn interessierten vielmehr die stilleren und privaten Momente im Dasein der Stars, jenseits ihrer öffentlichen Rolle. In Hollywood traf er auch James Dean. Mit ihm verband ihn eine enge Freundschaft. Die Aufnahmen, vor allem jene vom Times Square 1955, gehören zu den bekanntesten Fotografien des Schauspielers, der wohl zu den berühmtesten Stars des 20. Jahrhunderts zählt.
Stock verstand sich nicht als Fotojournalist, der dem aktuellen Tagesgeschehen nachspürt. Sein eigentliches Metier waren selbst gewählte Themen, die er in ausführlichen Fotoessays und Buchprojekten verwirklichen konnte. Seine Begeisterung für den Jazz verfolgte er in einem ambitionierten, mehr als zwei Jahre dauernden Projekt. Das 1960 publizierte, bis heute zeitlos wirkende Buch „Jazz Street“ zeigt Louis Armstrong, Billie Holiday und Ella Fitzgerald neben damals noch wenig bekannten Musikern, aufgenommen in atmosphärisch dichten Bildern, die den Improvisationscharakter der Musik aufgreifen.
Bei der Suche nach typischen Phänomenen des amerikanischen Lebensgefühls fotografierte Stock auf volkstümlichen Festivals und reiste wochenlang durch Kalifornien, dem Bundesstaat, in dem damals „alles möglich war“. Die dabei entstandenen Aufnahmen von häufig bizarren Situationen zeigen Stocks spezifischen Humor und sein feines Gespür für Situationen, in denen nebensächliche Details wesentlich zur Bildaussage beitragen.
Stock, der seine Aufmerksamkeit gerne auf das fokussierte, was von der Mehrheit abgelehnt wurde, fotografierte 1969 auch die gerade gegründeten Hippie-Kommunen, fasziniert von ihren Idealen einer gerechteren Welt. Und sein Foto-Essay über die sogenannten Road People, wilde Biker wie rüstige Wohnmobileigner, greift in beeindruckenden Bildern das Thema Mobilität als Ausdruck des ureigenen amerikanischen Lebensstils auf.
Ob es sich um die Reichen und Berühmten oder die Außenseiter und Namenlosen handelt, stets begegnet Stock den Menschen mit derselben Empathie und Toleranz. So reflektiert sein Werk nicht nur eine Zeit der gesellschaftlichen Veränderungen in den USA, sondern ist beseelt von einer fotografischen Philosophie, die mit sensiblem Blick und einer Würde wahrenden Distanz den Menschen – gleich ob Immigrant, Kinostar oder Hippie - in den Mittelpunkt rückt.