Friedrich, genannt »Fritz« Opel, kaufte 1920 in Rüsselsheim eine Villa am Main, die für den Ingenieur und Opelwerksdirektor Wilhelm Wenske 1915 errichtet worden war. 1931 begann der Sohn des Firmengründers Adam Opel mit dem Bau einer zweiten Villa, dem sogenannten Herrenhaus, die er durch eine Erweiterung des angebauten Wintergartens mit der Villa Wenske verbinden ließ. Für den Neubau konnte Fritz Opel den Architekten Paul Meißner gewinnen, der die Fabrikbauten des Opelwerkes zwischen 1911 und 1930 entwarf. Stolz nannte der Bauherr fortan sein Anwesen mein „Schloß am Main“.
Die beiden Villen bewohnte Fritz Opel bis zu seinem Tod 1938, seine Witwe verkaufte den Besitz 1955 an die Stadt. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Gebäude als Flakkommandostand. Im Zuge der amerikanischen Besatzung Rüsselsheims im Frühjahr 1945 wurden beide Häuser als Krankenhaus genutzt, dessen Verwaltung im Herbst 1945 auf die Stadt Rüsselsheim überging. Das erste Rüsselsheimer Krankenhaus blieb bis 1956 in den Opelvillen, danach waren dort nach umfangreichen Umbauarbeiten bis zu 17 verschiedene Institutionen untergebracht. Das Katasteramt, Standesamt und eine Zweigstelle des Amtgerichtes Groß-Gerau verfügten über mehrere Räume. 1968 zogen die meisten Institutionen aus. Hauptmieter war bis zu seinem Auszug 1995 das Amtsgericht.
1998 fasst das Stadtparlament Rüsselsheim den richtungsweisenden Beschluß, die leerstehenden Opelvillen zu einem Zentrum für Kunst mit Gastronomie und Trauzimmer aufzubauen. Im folgenden Jahr wird das Kasseler Architekturbüro Schultze + Schulze vom Magistrat mit der Entwurfsplanung für den Umbau beauftragt. Die Bereitstellung der Finanzmittel erfolgt im Jahr 2000. Im folgenden Jahr beschließt das Stadtparlament die rechtliche Fassung der Stiftung des bürgerlichen Rechts mit den zugrunde liegenden gemeinnützigen Zielen der Förderung der Kunst und der Pflege und Erhaltung von Kulturwerten. Im Sommer 2001 rufen die Stadt Rüsselsheim und die Adam Opel AG die Stiftung ins Leben, um gemeinnützig die kulturelle Bespielung der zum Kunstzentrum ausgebauten Villen am Rüsselsheimer Mainufer zu entwickeln und zu betreiben.
2002 beginnt der Umbau der Villa Wenske und die Errichtung des Zwischenbaus „Dritte Villa“. Der Architekt Uwe Schultze erhält den denkmalgeschützten, privaten Charakter der Wohnhäuser und verlagert die technischen Funktionen, die ein öffentliches Gebäude zu erfüllen hat, in einen Neubau. Der unabdingbare Fahrstuhl wird beispielsweise in ein gläsernes Treppenhaus integriert. Die Transparenz des Baukörpers mit Sommerterrasse ermöglicht eine Öffnung zur Mainseite, die den ursprünglichen Doppelbau um Nutzungsmöglichkeit, Funktion und Wirkung steigert.
Gestalterisch verfolgt Schultze die Grundidee des Kubus weiter. Die Villa Wenske und das Herrenhaus bilden Kuben, die nun durch die „Dritte Villa“ verbunden werden. Im Frühjahr 2003 erfolgt der Abschluß des Umbaus. Die Villa Wenske wird mit Trauzimmer und Gastronomie „La Villa“ eröffnet. Auch die „Dritte Villa“, mit Südterrasse, gläsernem Treppenhaus und integriertem Fahrstuhl wird fertig gestellt. Im Herbst des Jahres beginnt der Ausstellungsbetrieb im sogenannten Herrenhaus, das mittlerweile gesichert, klimatisiert und mit einem musealen Beleuchtungssystem ausgestattet ist. 2005 kann die Nordterrasse der „Dritten Villa“ fertig gestellt werden. Ein Vollausbau des Ausstellungshauses steht noch aus.
Die beiden exponiert am Main gelegenen Villen wurden nach den Wohn- und Repräsentationsbedürfnissen des industriellen Großbürgertums errichtet. Noch heute erzählt die Architektur der Häuser mit vielen Details von der ursprünglichen Nutzung. Das Wissen um die Kunst, ihre Entwicklung und Inhalte, ist ein großes Kulturerbe, das jede Generation wieder antritt und das geschützt und gepflegt an die nächste weitergegeben werden muß. In der bürgerlichen Welt der Jahrhundertwende gehörte die Kunst zur Bildung und der Anspruch der Gebildeten setzte sich auch in den alten und neuen Oberschichten wie unteren Mittelschichten durch. In den Rüsselsheimer Opelvillen ist beabsichtigt, die Kunstentwicklung der Moderne in ihrer Gesamtheit zu zeigen und die Freude am Kunstgenuß für alle Bürger wiederaufleben zu lassen. Begleitet werden die Ausstellungen durch Führungen, Vorträge und Veranstaltungen, wobei die Vermittlungsarbeit der Opelvillen auch die jüngsten Besucher integriert. Der Umgang mit der bildenden Kunst dient der Bildung, ist aber immer auch ein Stück Lebensqualität.