02.02.2006 - 03.02.2006
Das Projekt "Beyond the Wall" präsentiert Berlin-bezogende Arbeiten von Stipendiaten des Berliner Künstlerprogramms des DAAD aus den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Film aus über 40 Jahren.
Wenn ein Gast bleibt, wird er Bewohner, und Berlin war schon immer eine Stadt der zuziehenden Bewohner. Eine Stadt, von der sich Künstler angezogen fühlen, weil sie einen sehr eigenen Freiraum gewährt, der geradezu legendär attraktiv von der weltweiten Kunstszene erkundet wird. Viele Künstler, die mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD in die Stadt kamen und kommen, bleiben hier, knüpfen Freundschaften, sind in Institutionen, Galerien und im Kulturleben verankert. Viele Gäste des DAAD und besonders die bildenden Künstler gehören mit den zahlreichen öffentlichen Werken zum festen kulturellen Gedächtnis der Stadt.
Klug und weit reichend war die Gründungsidee 1963, durch auswärtige Gäste das kulturelle Leben Berlins zu stärken und die damalige Frontstadt West-Berlin im internationalen Blick zu halten. Durch diese wunderbare Initiative kamen über die vielen Jahre großartige Künstler in die Stadt. Damals war Berlin eine andere Stadt, isoliert, von einer Mauer umgeben, eine hoch subventionierte Insel, und es war eine langsame Stadt, die für viele Künstler aus den großen Metropolen etwas sehr Eigenes und Unvertrautes besaß. Für die Kulturstadt West-Berlin waren die DAAD Künstler eine Versicherung für das international ausgerichtete Selbstverständnis, und so genoss Berlin weltweit Beachtung und Sympathie.
Die große Liste der Gastkünstler in allen Disziplinen liest sich wie eine Geschichte der Künste des 20. Jahrhunderts. Viele Künstler leben hier heute noch oder haben Verbindungen in die Stadt, sie sind ganz natürlich zu individuellen Bewohnern der inzwischen veränderten Metropole geworden. Sie alle haben auf ihre Weise zur Lebendigkeit beigetragen. Die grenzüberschreitende Mobilität, die inzwischen zum Markenzeichen Berlins gehört, wurzelt nicht zu einem geringen Teil in diesem Programm.
Inzwischen ist Berlin zu der Stadt der Künstler geworden und das weltbekannte „Artists-in-Residence Programme“ gibt es auch noch heute und ist aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Von hier aus machen Künstler große Karrieren in der Welt.
Künstler als „Berliner auf Zeit“ zeichnen oft spontan intuitiv oder auch erst Jahre später ein differenziertes und komplexes Bild der deutschen Geschichte und der Gegenwart. Widergespiegelt wird dies in der Ausstellung „Beyond the Wall“ mit Werken von Künstlern wie
Georges Adéagbo, Marcel Broodthaers, John Cage, Jimmie Durham, Ayse Erkmen, Damien Hirst, Ed Kienholz, Jean-Luc Moulène, Micha Ullman, Ben Vautier, Lawrence Weiner und Craig Wood
Programmatisch hat die Bankgesellschaft Berlin (heute Landesbank Berlin AG) damals, 1996, begonnen, auch institutionell den Künstlern bzw. den Werken eine dauerhafte Präsenz zu verleihen. Sie hat als einzige Institution der Stadt eine beachtliche Kunstsammlung mit Arbeiten der Gäste des DAAD zusammengetragen. Nun werden diese Arbeiten in Auszügen der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit sich das Bild dieses intellektuellen, internationalen Standards abrundet, werden ausgewählte weitere Leihgaben hinzugezogen, die besonders die Zeit vor 1989 in das Blickfeld rücken.