02.05.2009 - 20.09.2009
Mit einem Frauenkopf fing alles an: 1986 erwarb der Förderverein des Stadtmuseums Münster eine ungewöhnliche Skulptur des münsterischen Künstlers Aloys Röhr (1887–1953). Der Frauenkopf von 1921 weckte nicht nur das Interesse an dem Bildhauer, sondern löste auch eine nunmehr langjährige Recherche- und Sammeltätigkeit aus. Demnächst präsentiert das Stadtmuseum in einer umfassenden Werkschau die Ergebnisse jahrzehntelangen Sammelns. Zahlreiche Arbeiten des Künstlers aus seiner über 30-jährigen Tätigkeit in Münster werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Und ein lang übersehener Künstlersohn der Stadt wird aus der Vergessenheit geholt.
Aloys Röhr gehörte in den frühen 1920er Jahren zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Nachkriegsexpressionismus. Sein Werk ist bestimmt von zahlreichen religiösen Darstellungen (s. Bild unten), Tierdarstellungen, weiblichen Akten (s. Bild rechts) und tropischen Landschaften. Seit der Mitte der 1920er Jahre erfolgte ein Wandel hin zur Neuen Sachlichkeit. Viele seiner Werke finden sich noch heute an öffentlichen Gebäuden und Kirchen. Seine Arbeiten waren in jenen Jahren regelmäßig in Ausstellungen der „Freien Künstlervereinigung Schanze“ vertreten, die er 1919/1920 mitbegründet hatte.
Röhr lebte von 1919 bis 1944 zurückgezogen und bescheiden als Untermieter in einem kleinen Zimmer an der Ostmarkstraße, das ihm gleichzeitig auch als Atelier diente. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er am Wiederaufbau des Doms und des Rathauses beteiligt. Für viele Geschäftsleute fertigte er Reliefs und Skulpturen für die neu errichteten Hausfassaden. Die Entlohnung erfolgte vielfach in Naturalien wie Torten oder gar mit einem Kaffeeservice. Seine eigenwillige und sehr zurückhaltende Art führte jedoch dazu, dass ihm nicht die künstlerische Anerkennung widerfuhr, die ihm als talentiertem und vielseitigem Künstler eigentlich zustand. Ein reich bebilderter Katalog wird erstmals das Gesamtwerk des Künstlers dokumentieren.