Im Jahr 2010 feierten jüdische Reformgemeinden liberaler bzw. progressiver Orientierung in aller Welt, vor allem in Amerika, den 200. Jahrestag ihrer „Mother Synagogue“ – des 1810 in Seesen eingeweihten „Jacobs-Tempels“. Es war die erste Synagoge, die eigens für reformierte jüdische Gottesdienste errichtet wurde. Es waren die Verfechter der jüdischen Aufklärung (Haskala) des 18. Jahrhunderts um Moses Mendelssohn und ihre Nachfolger im 19. Jahrhundert, die eine Reform des Judentums anstrebten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es die Generation Israel Jacobsons (1768-1828), des Gründers der jüdischen Freischule und des Tempels in Seesen, die mit einer Reform des jüdischen Gottesdienstes neue liturgisch-funktionelle Voraussetzungen für den Synagogenbau schuf: Bestimmte architektonische Merkmale machten eine Synagoge zum Reformtempel. Die Synagogen des 19. Jahrhunderts, auch die 1870 neugebaute Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Halle am Großen Berlin,repräsentieren die Entstehung und Entwicklung jenes Typus einer Reformsynagoge, dessen Geschichte und Gestalt im Rahmen der Wanderausstellung anhand von einzigartigen Architekturmodellen präsentiert werden.