Walter Lipfert lebt in der Gemeinde Altenfeld in Thüringen. Die unmittelbare Heimat, der Wald und die Hügelketten, die Wiesen und Wege und die von Tälern und Rinnsalen durchschnittenen Bergrücken zwischen Rennsteig und Schwarzatal sind die Motive der Gemälde und Grafiken. Sein Werk entwickelt sich im direkten Kontakt zur Natur und aus dem Erlebnis der Landschaft, ihren Strukturen und ihrem Licht.
Die ersten eigenständigen Ölgemälde entstehen Ende der 70er Jahre. Es sind Werke mit klarer Gegenständlichkeit und großer Detailtreue. Walter Lipfert malt sie im Bestreben, die Wirklichkeit so genau wie möglich wiederzugeben. Zeitgleich beschäftigt er sich mit der Radierung. Das Metall widersetzt sich den Verletzungen, was zu einer Verselbständigung von Linie und Form führt. Der Eigendynamik von Material und Werkzeug folgend, findet Walter Lipfert in der Druckgrafik zu sparsam reduzierten Bildaussagen.
Immer wieder drängt es den Künstler in der Natur zu malen. Walter Lipfert möchte die besonderen Farb- und Lichtmischungen während seiner morgendlichen Streifzüge im Bild festhalten. Dabei verzichtet er auf Perspektive und ordnet das Raumgefüge nur mit wenigen horizontalen und vertikalen Markierungen.
Mitte der 90er Jahre entsteht eine Werkgruppe von Studien und Bildern in Acryl. Der Betrachter spürt in den mit schneller Pinselführung hingewischten Studienblättern die Unmittelbarkeit des ersten Sehens und empfindet gleichzeitig, dass der Maler eine über den Moment des Erlebens hinausgehende Aussage über die Schönheit seiner Heimat formuliert.
Das Bestreben, ein Bild hauptsächlich aus der Farbe zu entwickeln, kennzeichnet auch die frühen Wolkendarstellungen. Es sind bewegte Himmelsszenarien, die er sowohl aus großen kontrastierenden Flächen als auch mit fein nuancierten Verläufen gestaltet. Die lebendigen Farben werden in mehreren Schichten auf die Leinwand gebracht. Sie überlagern sich und durchdringen einander. Der Gestus der Pinselführung ist verhalten ruhig und widerspricht damit in gewisser Weise der aus der Farbe erwachsenen Dramatik. Die in den Wolkenbildern dringliche Welt ermöglichte dem Künstler einen bisher nicht erprobten Umgang mit dem Medium Farbe.
Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen im künstlerischen Schaffen bedient sich Walter Lipfert auch der klassischen Moderne als Inspirationsquelle. Die Bildsprachen von Wassili Kandinsky und Max Ernst, von Pablo Picasso und Kasimir Malewitsch finden dabei sein besonderes Interesse.
Die in jüngster Zeit geschaffenen Werke in Öl und Acryl lassen erkennen, dass Walter Lipfert die Versuche und Experimente, die dingliche Welt aus seinem Schaffen zugunsten abstrakter Formelemente zu verdrängen, nicht weiter verfolgt hat. Selbst in den stark reduzierten Mischtechniken zu den Ausgrabungen in Pompeji bleibt das reale Vorbild erkennbar. Dabei sind die Arbeiten keinesfalls nur als schlichte Übertragung von Form, Farbe und Licht, sondern als Intensivierung und verdichtende Übersetzung des Geschehens zu verstehen.
Seit 2009 findet der Künstler wieder zu den ihm vertrauten Landschaftsthemen zurück. Mehrheitlich zeigen die Bilder den Thüringer Wald im Wechsel der Jahreszeiten. Zu eindrucksvollen Arbeiten hat ihn das sinnliche Erlebnis atmosphärischer Stimmungen inspiriert.