"Weesenstein liegt nicht so einfach, aber stolzer und überraschender", schreibt schon im Jahre 1801 ein faszinierter Gast in seinem Reisebericht. So oder ähnlich mögen auch die Empfindungen der heutigen Besucher sein, vor deren Augen sich das Schloss unvermittelt und majestätisch auf einem Felssporn über dem Müglitztal erhebt.
Mindestens 700 Jahre lang wurde gebaut und abgerissen, verändert und erhalten und so entstand ein Bauwerk, das in seinen Mauern Spuren von der Gotik bis zum Klassizismus birgt.
Festsaalarchitektur auf dem Dachboden, Pferdeställe in der fünften Etage, darunter die Kellergewölbe und noch ein Stockwerk tiefer gelegen die herrschaftlichen Wohnräume – was Architektur betrifft, scheint alles auf dem Kopf zu stehen, denn das Haus wuchs von oben nach unten. So befindet sich der älteste Baukörper – der Turm – mit seinem Fundament fünf Etagen über dem Jahrhunderte später gebauten klassizistischen Wintergarten. Ursache für dieses „fortificatorische Curiosum“, wie es in einer Schlossbeschreibung von 1879 genannt wurde, ist die eigentümliche Verwachsung von Baukörper und Felsen. Von außen wird das Bauwerk bis zur Talsohle umhüllt, zeigt sich der Felsen im Inneren als roher Stein in Treppenhäusern und Sälen, als Wand oder Fußboden, bildet sicheres Fundament. Im reichen Wandel des in verschiedenen Epochen geschaffenen Architekturensembles hat ein einheitlicher Gestaltungswillen gewirkt, der die Lebenskraft des Hauses bis in unsere Tage zu wahren half. Auch wenn sich das äußere Bild geändert hat, aus der ehemals kleinen Schutz- und Geleitburg ein prächtig geschmücktes „großes Belvedere auf hohen Festungsmauern“ wurde, im Kern blieb der mittelalterliche Charakter des Schlosses erhalten. Diese Tradition wurde Verpflichtung für alle, die dieses Haus in ihre Hände gelegt bekamen.
Über 700 Jahre veränderten anhaltende Bautätigkeit und sich ändernde architektonische Geschmäcker das Andlitz der Burg und so entstand ein Schloß, das in seinen Mauern Spuren von der Gotik bis zum Klassizismus birgt.
Resultierend aus der Baugeschichte - die Anlage wurde von der Spitze des Felsens aus, gleichsam von oben nach unten gebaut - entstand ein architektonisches Kuriosum der besonderen Art: die Pferdeställe und Kellergewölbe befinden sich über den später gebauten Wohnräumen der dritten Etage. Im Unterschloß widmet sich eine Ausstellung dem Leben König Johann von Sachsen, dem wohl berühmtesten Besitzer der Anlage. Die Ausstattung mit historischen Mobiliar und Tapeten vermittelt das Lebensgefühl des 19. Jahrhunderts vermittelt.
Alte Traditionen wieder aufleben zulassen und damit neben dem Museum das Schloß als lebendigen Organismus mit Lebensformen der Vergangenheit zu erhalten, ist heute erklärtes Ziel der hier Wirkenden. Dazu zählen die Einrichtung der Königlichen Schloßküche und der Bierbrauerei wie auch die Belebung der Tradition des Schloßtheaters und die Durchführung von Konzerten in der barocken Schloßkapelle. Die zum Schloß gehörenden Parkanlagen laden zu einem Besuch ein und auch der botanisch interessierte Besucher wird hier einige Raritäten entdecken können.