Jochen Fiedler kann nach über 25 jähriger Praxis als Landschaftsmaler auf ein reiches Oeuvre blicken. Seine formalen Ausdrucksmittel haben in dieser Zeit nur wenig Änderung erfahren. Ohne formale Experimente zu bedürfen, entwickelte er eine Stilistik, die sich eingebunden in die Tradition freilichtmalerischer Gestaltungsprinzipien entgegen allgemeiner Trends hin zu Verfremdung und Gegenstandslosigkeit an dem realen Erscheinungsbild des Motivs orientiert.
Neben seiner intensiven Auseinandersetzung mit Künstlern der ersten Generation der Moderne wie Monet, Cézanne und van Gogh sowie Liebermann und Slevogt erfuhr er auch von Dresdner Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Theodor Rosenhauer oder Albert Wigand wesentliche Impulse. Jochen Fiedler bekennt sich zu seinen Vorbildern und verarbeitet die erfahrenen Anregungen entsprechend seines Temperaments zu einer eigenen Formensprache. Die gewonnene Eigenständigkeit und künstlerische Freiheit macht es ihm möglich, auch traditionelle, eng mit Namen berühmter Impressionisten verbundene Sujets wie Blumenstücke oder Gartendarstellungen zu gestalten und neu zu interpretieren.
Konsequent folgt Jochen Fiedler dabei seinen inneren Vorstellungsbildern, die sich an den mannigfaltigen Erscheinungsformen der Natur entzünden. Generell verdichtet sich im Schaffensprozess das Gesehene und wird auf das Wesentliche reduziert. Das eigentliche Bildthema liegt hinter dem Motiv in formalen Aspekten von Raum- und Farbwirkungen im Licht. Entsprechend dieser Fokussierung ändern sich in feinen Nuancen die bildnerischen Mittel und spannen einen Bogen von stärker abstrahierenden Formen dörflicher Landschaften mit charakteristischer Architektur über Farbspiele von Grün, Blau, Gelb und Weiß weitläufiger Wiesen und Felder, von dunkeltonigen Braun und Grün durchzogenen Waldstücken bis hin zum groß gesehenen und detailreich erfassten Einzelmotiv eines Hauses, einer Teichlandschaft oder einer Baumgruppe. Im komplementären Kontrast zu pointiert gesetzten roten Akzenten werden die oft üppig durchgrünten Landschaften spannungsvoll belebt. Eine gleichermaßen hohe Bedeutung im Oeuvre des Künstlers kommt den Winterlandschaften mit reich abgestuften Weiß- und Grautönen zu. Daneben entstehen vereinzelt Porträts und Figurenbilder.
Dem Rhythmus des Jahres folgend arbeitet Jochen Fiedler vornehmlich in freier Natur vor dem Motiv. Mit Auto, Fahrrad und zu Fuß gelangt er an entlegene Orte, die er derzeit vor allem in der Sächsischen Schweiz und in den Höhenzügen entlang der Elbe zwischen Pirna und Bad Schandau bis hin zum Hohwald im Lausitzer Bergland findet.
Entsprechend der äußeren Bedingungen ist seine Arbeitsweise schnell und zügig. Für eine Sitzung bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen stehen ihm kaum mehr als zwei bis drei Stunden zur Verfügung. Zuweilen stellt er deshalb seine Ölbilder im Atelier fertig oder überarbeitet sie dort nachträglich. Aquarelle und Pastelle werden ausschließlich vor dem Motiv vollendet, verstärkt auch im kleinen Format, was zu konzentrierten Sehen und Gestalten von Farbstimmungen und Raumproportionen zwingt. Die solchermaßen angelegte bildnerische Sichtweise geht bei Jochen Fiedler weit über das reine Augenerlebnis und den Akt künstlerische Gestaltung hinaus. Letztendlich spiegeln sich darin wesentliche Aspekte einer humanistischen, von unerschütterlichem Optimismus geprägten Welterfahrung, in welcher der Kreislauf des Lebens als einer der Grundwerte menschlicher Existenz begriffen wird.