Im Museum im Ritterhaus wurde am 18. Februar 2012 ein Nashornpräparat zerstört und die beiden Hörner geraubt. Inzwischen sind alle vier Täter - drei Männer und eine Frau - gefasst worden und konnten vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Der Diebstahl und das nunmehr hornlose Nashornpräparat bildeten den Anlass für diese Ausstellung. Sieben Museen und Universitätsinstitute, die 2011 und 2012 in Deutschland vom Nashornraub betroffen waren, konnten als Kooperationspartner gewonnen werden. Auch Ihre Geschichten werden in der Ausstellung erzählt und machen deutlich, dass der Nashorn-Diebstahl in Offenburg kein makaberer Einzelfall ist. Systematisch wurden Museen, Universitätsinstitute und Sammler in den letzten Jahren nach Nashörnern ausgespäht. Die Diebe machten selbst vor Wachpersonal und Sicherungseinrichtungen nicht halt. Inzwischen sind echte Rhinozeros-Hörner weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Auch diese Ausstellung ist völlig hornlos.
Nashörner waren bereits während der Kolonialzeit Ziel von Trophäenjägern. Kolonialbeamte und andere betuchte Europäer brachen damals mit einheimischen Trägern zu Safaris auf, um begehrte Großwildtrophäen zu erbeuten und ihre Herrenzimmer damit auszustatten. Viele dieser historischen Präparate fanden nach dem Tod der Großwildjäger den Weg in die Museen und Universitätssammlungen Europas. In China war Nashorn nicht nur zu medizinischen Zwecken gefragt, sondern auch als Material für kunstvoll geschnitzte Nashornbecher und als Geldanlage. 1977 wurde das Nashorn in die Liste der bedrohten Tierarten aufgenommen und nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen CITES unter Schutz gestellt. Jeglicher Handel mit dem Horn ist seither weltweit verboten. Es gibt jedoch immer noch Ausnahmen.
Die aktuelle Bedrohung des Nashorns kommt aus Asien, insbesondere aus Vietnam und China. Dort ist nach der wirtschaftlichen Öffnung in den letzten Jahren eine Schicht von Wohlhabenden entstanden, die bereit ist, sehr hohe Preise für Nashornpulver zu zahlen. In der Chinesischen Medizin gilt Nashornpulver vor allem als "fiebersenkend", "Blut kühlend", "krampflösend" und "entgiftend“. In Vietnam wird es als Mittel gegen den Krebs verabreicht.
Zu Hunderten werden die Nashörner inzwischen in Afrika gewildert, um den steigenden Bedarf der asiatischen Märkte zu bedienen. Die Nashornarten Asiens wurden bereits ausgerottet, bzw. sind von der Ausrottung bedroht. In Europa und Amerika gerieten die historischen Nashorntrophäen und die Zoos in den letzten Jahren ins Visier der Kriminellen. Nashörner lassen sich inzwischen zu schwindelerregenden Preisen auf dem Schwarzmarkt absetzen, Tendenz steigend. Ohne Intervention dürfte das Nashorn und auch seine Präparate bald von unserem Planeten verschwunden sein. Die Ausstellung beleuchtet die Hintergründe dieses Dramas und sucht Wege aus der Nashornkrise.