Foto: Münchner Stadtmuseum
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Münchner Stadtmuseum mit den Sammlungen Fotografie, Puppentheater, Schaustellerei, Musik und der Sammlung Mode/Textilien

Foto: Münchner Stadtmuseum
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St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel.: 089 23322370
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Täglich frisch! 100 Jahre Münchner Großmarkthalle

15.02.2012 - 15.07.2012
München ist noch heute - im Unterschied zu anderen deutschen Städten - geprägt von seinen täglich stattfindenden Märkten: dem Viktualienmarkt, dem Elisabethmarkt dem Pasinger Viktualienmarkt und dem Markt am Wiener Platz. Hinter dieser täglichen Versorgung der Stadt mit Obst und Gemüse steckt eine effiziente Distributionsmaschine: die Münchner Großmarkthalle in Sendling. Dieser Ort ist den Münchnern weitgehend unbekannt, weil er nur zugelassenen Kunden zugänglich ist. Heute werden von hier nicht nur die städtischen Märkte versorgt, sondern auch der Obst- und Gemüsefachhandel, Gastronomen und Supermarktketten. Die Münchner Großmarkthalle ist in Europa der drittgrößte Umschlagplatz für Obst und Gemüse aus aller Welt. Nach 100 Jahren des Bestehens ist die Münchner Großmarkthalle im Umbruch. Diesem Handelsplatz ist Bewegung eigen - in seinem täglichen schnellen Geschäft genauso wie in den veränderten Bedingungen, unter denen die Geschäfte ablaufen. Ein beachtenswerter Fakt der Kontinuität in der Geschichte der Großmarkthalle ist die Erhaltung des Standortes, die auch für die kommende Epoche gesichert ist. Ein Rückblick anlässlich des Jubiläums sollte einer Definition der Werte, die ein städtischer Platz für den Fruchtgroßhandel bietet, dienen und den Diskurs zwischen Stadtpolitik, städtischer Marktleitung, privatwirtschaftlichen Händlern und den Anwohnern im Stadtteil Sendling unterstützen. Im Zusammenwirken dieser Gruppierungen besteht die besondere Konstellation dieses Marktplatzes, der mit seinen 31 Hektar ein bedeutendes Terrain im Stadtgebiet einnimmt. Die Debatten um das Ob und Wie eines zentralen Handelsplatzes sind aus vielen Phasen der Geschichte bekannt. Bereits der Gründung im Jahr 1912 gingen zwei Dekaden des Abwägens voraus. Die Entwicklung der Stadt München im 20. Jahrhundert spiegelt sich in den heterogenen Phasen der Großmarkthalle und so eröffnet die Betrachtung dieser Institution neue Aspekte auf das politische, soziale und wirtschaftlichen Leben. Die Kriege mit ihren Handelsbeschränkungen, Versorgungsengpässen und Zerstörungen schlagen sich hier genauso nieder wie ganz aktuell die Gentrifizierung, die nach etwa dem Glockenbachviertel und dem Westend nun den Stadtteil Sendling erreicht hat. Nicht zuletzt wegen der Großmarkthalle war Sendling bislang ein unterbewertetes Viertel, das durch die anstehende Sanierung, Bebauung und Öffnung des riesigen Marktgeländes deutlich an Attraktivität gewinnen kann. IIm Vorfeld des Jubiläums kam die Direktion der Münchner Markthallen auf das Münchner Stadtmuseum mit dem Anliegen zu, die Geschichte der städtischen Institution Großmarkthalle den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in einer Ausstellung bekannt zu machen und damit die abgeschiedene Welt der Gärtner, Händler, Importeure, Transportunternehmen und Marktkaufleute ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Dank der Kooperation mit dem Kommunalreferat konnte die Ausstellung nun realisiert werden. Ausgehend von der Darstellung der Entwicklung Münchens zur Großstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und den alten Marktplätzen Viktualienmarkt und Schrannenhalle erzählt die Ausstellung von der Veränderung der Lebensmittelversorgung der Münchner Bevölkerung. Durch die internationalen Handelsbeziehungen der Händler der Großmarkthalle - anfangs vor allem mit Süd- und Südosteuropa, heute weltweit - konnte im Lauf der Jahre eine ständig steigende Vielfalt von Früchten angeboten werden. Auf diese Logistikleistungen wird in der Ausstellung genauso eingegangen wie auf den Arbeitsalltag der rund 3.000 Beschäftigten hunderter mittelständischer Unternehmen auf dem Gelände. Daneben werden die Kunden der Großmarkthalle vorgestellt, von denen die Endverbraucher ihren täglichen Vitaminnachschub beziehen. Alle diese Themen werden anhand von Objekten, Foto und Film der vergangenen 100 Jahre präsentiert. Die aufwendigen Inszenierungen der Ausstellung begleiten den Besucher durch die Geschichte. Im Ausstellungskino werden Ausschnitte aus Fernsehdokumentationen über die Münchner Großmarkthalle gezeigt. Ein visuelles Highlight stellt die Installation der Videokünstlerin Betty Mü dar, die sich für die Ausstellung mit dem Thema "Essen und Lifestyle" auseinandergesetzt hat. Zum Abschluss bietet die Ausstellung Raum für die aktuelle Diskussion um die zukünftige Entwicklung des städtischen Areals. Das Ausstellungsprojekt konnte nur sehr eingeschränkt aus den Sammlungen des Münchner Stadtmuseums bestritten werden. Die Recherche vor Ort mit stundenlangen Streifzügen durch die Hallen, Gesprächen mit Händlern und intensiven Beobachtungen war die Basis, um die Abläufe des Marktgeschehens zu verstehen. Es folgten Termine mit Importeuren, Agenturen, der Werkleitung und dem Kommunalreferat. Allein im Stadtarchiv München ist die Institution in Foto und Film ausführlich dokumentiert. Mit diesen neu gehobenen Materialien wird die Jubiläums-Ausstellung nun bespielt. Das besondere Interesse gilt neben der Darstellung der Organisationsform und Struktur dieses komplexen Wirtschaftsbetriebes der Internationalität, die die Handelsform per se mit sich bringt und sich auch bei den Akteuren auf dem Münchner Gelände wiederspiegelt. Die Ware, um die sich alles Tun an der Großmarkthalle dreht, entzieht sich dem Museum gänzlich. Frisches Obst und Gemüse hat hier keinen Platz. In der Umsetzung der Ausstellung wurde aus dieser Not eine Tugend gemacht: die Transportkisten, mit denen Äpfel, Gurken oder Orangen in die Großmarkthalle gebracht werden, sind meist mit Graphiken von ihrem Inhalt gestaltet. Sie repräsentieren anschaulich die Handelsware.

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