LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Foto: LWL/Deiters-Keul
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LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Foto: Elisabeth Deiters-Keul
Foto: Elisabeth Deiters-Keul
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Foto: LWL/Deiters-Keul
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Foto: LWL/Deiters-Keul

Domplatz 10
48143 Münster
Tel.: 0251 5907 01
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

FINALE. alles andere ist alles andere.

25.04.2012 - 30.06.2012
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Kunstakademie Münster zeigt das LWL-Landesmuseum als letzte Ausstellung vor der temporären Schließung das Kooperationsprojekt FINALE alles andere ist alles andere.
Alle Kunst strebt ins Museum – diese Aussage stellt die Ausstellung „FINALE“ auf den Prüfstein. Das Museum als Ort, an dem die gesammelte Kunst im Idealfall für die Ewigkeit bewahrt wird, ist üblicherweise Endpunkt vielfältig vorausgegangener Bewertungsprozesse von Kunst. Alles beginnt jedoch bei der unmittelbaren künstlerischen Praxis, der konkreten Produktion des Werks.
Studierende und Absolventen der Kunstakademie Münster haben für die Ausstellung „FINALE alles andere ist alles andere“ Kunstwerke konzipiert, die von ihrem Beginn an diesen Endpunkt bereits vor Augen haben. So paradox es klingen mag – gerade dieses Spannungsverhältnis macht deutlich, dass künstlerische Arbeit nicht selbstverständlich „autonom“, d. h. vollkommen unabhängig, bestehen kann, sondern immer auch von der gesellschaftlichen Realität vorhandener Institutionen und Akteure abhängig ist. Kunst muss immer wieder gegenüber den herrschenden Verhältnissen geltend gemacht werden.
Pate für „FINALE alles andere ist alles andere“ steht der amerikanische Künstler Ad Reinhardt. Aus der Praxis des Malens heraus bemühte er sich, Kunst als unabhängig von kulturellen, gesellschaftlichen oder sozialen Verbindungen zu schaffen und zu legitimieren. Zugleich geißelte er in bissigen Cartoon-Serien den Kunstbetrieb und den Umgang der Gesellschaft der 1940er Jahre mit der Kunst. Damit richten seine Cartoons den Blick darauf, in welcher Weise die Wahrnehmung von Kunst auch gesellschaftlichen Einflüssen unterliegt, während seine eigene künstlerische Praxis in einem Endpunkt, den sprichwörtlich „letzten Bildern“, kulminiert.
Am Ort und im institutionellen Kontext des LWL-Landesmuseums, dessen Sammlung während der Umbauzeit in einem eigens konzipierten, einsehbaren Depotturm gelagert wird, thematisiert die Schau daher auch den Umgang mit den immer wieder gesetzten „Endpunkten“ einer Kunst, die sich seit der Moderne auf ein ständiges Unter- und Überbieten von Eigenschaften wie u. a. Autonomie, Bewegung, Vereinfachung, Entmaterialisierung, verlegt hat. Das Museum allgemein als Institution, das LWL-Landesmuseum als konkreter Spielort, in dem sich der Anspruch auf museale Werte und Dauerhaftigkeit mit der Forderung nach gesellschaftlicher Relevanz und ästhetischer Aktualität verbindet, steht dabei symbolisch für die vielen vergangenen Definitionen von dem, was Kunst, was Kultur ist; und wie sich unsere Vorstellungen davon verändern, was die jeweils aktuelle Praxis des Künstlerischen qualifiziert und ausmacht. Daraus ersehen wir, wie sich das Konzept der Kunst über die Jahrhunderte in Bezug auf die jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen immer wieder erneuern konnte.
Ausgehend von der Recherche und Reflexion über unseren gegenwärtigen Begriff von Kunst wurden Studierende der Kunstakademie Münster klassenübergreifend eingeladen, aus eigener Vorstellung und individueller künstlerischer Praxis, ein Projekt im und für das LWL-Landesmuseum zu entwickeln. Die Arbeitsgruppe wurde dabei von der Kuratorin des LWL-Landesmuseums Melanie Bono, dem Künstler und Professor an der Kunstakademie Münster Klaus Merkel sowie dem Kunstkritiker und jetzigen Direktor des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, Hans-Jürgen Hafner, begleitet. Unterschiedlich in den Projektverlauf involviert, stehen die drei Berater für unterschiedliche Facetten innerhalb des Betriebssystems Kunst.
Im Rahmen der künstlerischen Ausbildung an einer Akademie war es Ziel des Projekts, die theoretische wie praktische Reflexion der eigenen Rolle in den Entstehungsprozess der künstlerischen Beiträge einfließen zu lassen. Die Ausstellung wurde so zu einem Experiment mit offenem Ausgang: individuell künstlerische und institutionelle bzw. kuratorische Interessen wurden in offenen Diskussionen gegeneinander abgewogen und kritisch reflektiert. Die meist „verborgen“ – innerhalb der Institution – ablaufenden Prozesse der Kriterienbildung und Qualifizierung konnten damit sichtbar werden, ebenso wie individuelle Arbeitsabläufe im Atelier oder bei der Konzeption der Beiträge.
Entstanden sind auf diese Weise zehn speziell für die Ausstellung konzipierte Projekte, die in ihrer Form als eigenständige künstlerische Stellungnahmen in der jeweiligen Fragestellung begründet sind. Über die Ausstellung hinaus werden die komplexen Hintergründe von FINALE in einer begleitenden Publikation an das Publikum vermittelt.

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