14.02.2010 - 02.05.2010
Der spanische Künstler Francisco José de Goya y Lucientes (1746-1828) gilt bis heute als Wegbereiter der modernen Kunst in Europa und hat das Zeitalter der Aufklärung entscheidend mitgeprägt. In dem sozial, religiös und kulturell zerrissenen Spanien des ausgehenden 18. Jahrhunderts beging der königliche Hofmaler Goya eine Gratwanderung zwischen klassischer Auftragskunst für den spanischen Adel und das Bürgertum sowie der künstlerischen Umsetzung freier Assoziationen. Diese freien, für die damalige Zeit bahnbrechenden Ideen finden sich vor allem in den vier weltberühmten Radierserien wieder, die in dieser Sonderausstellung vollständig gezeigt werden:
"Los Caprichos" ("Einfälle"), der aus 80 Blättern bestehende Zyklus ist in den Jahren 1797-1799 entstanden und zeichnet das Bild einer dekadenten, sich am Abgrund befindenden Gesellschaft nach. Prostitution, Aberglaube, Hexenwahn, Habgier, Gewalt u. a. bestimmen das zwischenmenschliche Verhalten und lassen an Höllendarstellungen beispielsweise eines Hieronymus Bosch erinnern.
"Los Desastres de la Guerra" ("Die Schrecken des Krieges"), 80-teilig, thematisieren die menschlichen Grausamkeiten und die verheerende Hungersnot während des spanisch-französischen Krieges (1808-1814). Diese bislang noch nie da gewesene Brutalität und Direktheit in der Darstellung hat bis in die heutige Zeit hinein zahlreiche Künstler bewegt und inspiriert. Vergleicht man die »Desastres« mit der modernen Kriegsberichterstattung, so fällt eine erschreckende Parallele auf.
"La Tauromaquia" ("Kunst des Stierkampfs"), zwischen 1814 und 1816 entstanden, erscheint im Vergleich zu den anderen Radierserien beinahe harmlos. Erst auf den zweiten Blick wird die hohe technische Qualität der 33 Blätter deutlich, die, mit der Fotografie vergleichbar, sekundenschnelle Momente festzuhalten scheint und die Spannung eines spanischen Stierkampfes meisterhaft wiedergibt.
"Los Proverbios" ("Sprichwörter") oder auch "Los Disparates" ("Torheiten") ist die wohl rätselhafteste Serie innerhalb des druckgraphischen Werkes. Die 22 Blätter markieren eindeutig das Spätwerk Goyas und sind vermutlich in den Jahren von 1815 bis 1824 entstanden. Eigentümlich fliegende Hexenwesen oder in die Luft gewirbelte Gestalten sind darin häufig wiederkehrende Motive, welche die Nähe zu Goyas bedeutenden "Pinturas negras"("Schwarze Gemälde"), heute im Prado (Madrid) ausgestellt, aufzeigen.
Die insgesamt 253 druckgraphischen Blätter (es werden auch die zusätzlichen Blätter zu den einzelnen Serien gezeigt) stammen aus dem umfangreichen Bestand des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau und gelten sowohl hinsichtlich ihres Umfangs als auch ihrer Qualität als einzigartig.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Botschaft von Spanien, Berlin.
Das Projekt wird unterstützt vom Ministerpräsidenten des Landes NRW.
Die Kunstsammlungen der Städtischen Museen Zwickau werden gefördert vom Kulturraum
Vogtland-Zwickau.