Stillleben faszinieren seit Jahrhunderten Betrachter und Künstler gleichermaßen. Das empfanden auch die Käufer der Gemälde, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf den Markt kamen. Stillleben als Gattungsbegriff entstand sowohl im Deutschen wie stil leven im Niederländischen und gleichermaßen im Englischen still life: Bilder von sorgfältig arrangierten stillen Gegenständen in Gestalt üppiger Blumenarrangements, exotischer Früchte, Jagdwild, Tellern, Karaffen oder Musikinstrumenten.
In den Niederlanden des Goldenen Zeitalters erreichte die Stilllebenmalerei ihre höchste Blüte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wird das Stillleben zum bevorzugten Motiv der Künstler und zu einem wichtigen Träger künstlerischer Innovationen. Der außergewöhnliche Reiz der Darstellungen – dies gilt für das Stillleben als Gattungsbegriff allgemein – liegt nicht allein nur in ihrer eigentümlichen Rätselhaftigkeit und verborgenen Symbolik, sondern auch in ihrer Bedeutung für das Verhältnis von Raum und Fläche, von Form und Farbe. Die Ausstellung stellt einer Auswahl von Stilllebenmalerei mit Blumen-, Essens- und Vanitasmotiven von Carl Schuch (aus der Sammlung des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft Freiburg im Breisgau) aktuelle Stilllebenfotografie gegenüber. Schuch, Mitglied des Kreises um Wilhelm Leibl, war zu Lebzeiten wegen materieller Unabhängigkeit nur einem engen Freundeskreis bekannt. Nach seinem Tod wurde sein Werk in den Kunsthandel gebracht und über ganz Mitteleuropa verstreut. Die ihm gegenübergestellte Fotografie (Manfred Hamm, Anett Stuth, Dieter Nuhr u.a.) interpretiert den traditionell aus der Malerei abgeleiteten Begriff vom Stillleben neu und gibt damit dieser Gattung einen anderen Stellenwert und eine neue Sichtweise auf das Genre selbst.