Mit SHHHHH präsentiert der Kölnische Kunstverein die erste Einzelausstellung von Catharine Czudej in Deutschland. Das Werk der 1985 in Johannesburg geborenen und heute in New York lebenden Künstlerin umfasst Skulpturen, Installationen, Malereien sowie Filme und reflektiert die Beschäftigung mit Situationen des Alltags, historischen Entwicklungen sowie gesellschaftlichen Modellen. Dabei kennzeichnet ihr Schaffen zumeist ein humorvoller Umgang mit den verschiedenen Themenbereichen, der sich in einer poppigen, bisweilen überraschend absurden Erscheinung der Werke manifestiert: Ein Gegenstand oder ein Phänomen setzt freie Assoziationsketten in Gang, über die der Ausgangspunkt ihrer Arbeiten im Zuge des Gestaltungsprozesses verfremdet wird.
Für ihre Ausstellung hat Czudej in der zentralen Halle des Kölnischen Kunstvereins ältere und neuere Arbeiten zu einem “Environment” zusammengestellt, das in vielen Facetten auf eine Wohnung verweist und damit Pop Art-Künstler wie etwa Claes Oldenburg ins Gedächtnis ruft. So finden sich in dem Raum diverse Stühle, ein Sofa, verschiedene Lampen, ein Spielzimmer mit überdimensionalen Schachfiguren sowie Utensilien eines Badezimmers. Die häuslichen Gegenstände können das Versprechen ihres Gebrauchswerts allerdings nicht halten: Leuchten und Sitzgelegenheiten sind aus Brezeln und Bierflaschen gebildet, während die aus bizarren Stoffen geformte Couch mit einer Wand verschmilzt und das Badinventar einem improvisierten Künstlerlaboratorium gleicht. Anhand der Objekte inszeniert Czudej skurrile Verformungen von Realität, die Fragen nach dem Potenzial der Imagination genauso aufwerfen, wie nach den Modi der Wahrnehmung.
Ergänzt wird die Zusammenstellung durch ein Labyrinth aus Absperrbändern, das dem Wohnbereich vorgelagert ist und das als Readymade im Kontrast zu den sonstigen Arbeiten in der großen Halle steht. Czudej hat die Barrieren derart im Raum platziert, dass sie einerseits eine expressive Zeichnung im Raum formen und andererseits die herkömmliche Logik von Begrenzungs- und Leitsystemen ad absurdum führen. Für die Künstlerin hat das Labyrinth in seiner spezifischen Aufstellung den Charakter eines Spielfeldes, das von dem Besucher genauso betreten werden kann, wie von der vermeintlichen Bewohnerin des Apartments, bei der es sich um die Luftballonfigur handelt, die im Eingangsbereich auf Einlass wartet. Gleichzeitig suggeriert das System aus Barrieren eine Form von Ereignis oder Spektakel, das hinter der Begrenzung den Besucher überraschen könnte.
Sind die Werke im zentralen Ausstellungsraum zu einem Arrangement verquickt, das genauso verspielt wie grotesk anmutet, weist die Präsentation der Objekte im Untergeschoss eine größere Strenge auf. Diese Arbeiten sind mehrheitlich auf Sand- und Steinsockeln installiert, die den Charakter musealer Präsentationsformen aufgreifen, was dem klassischen Thema von Czudejs Skulpturen zu entsprechen scheint. So spielen die Objekte mit ihren gewundenen Metallarmen formal auf die Skulpturen von Eduardo Chillida an, wobei die Künstlerin die Schwere und Monumentalität der Werke des spanischen Bildhauers durch die Integration von figurativen Details konterkariert. Die Gesichter und Hände, die mit den stabartigen Metallarmen zu interagieren scheinen, verleihen den Werken etwas Comichaftes, was nicht nur der generellen Suche Czudejs nach Narrationen entspricht, sondern ebenfalls die Diskussion um Autorschaft und Geschlechterbilder in den Fokus rückt.
Ergänzt wird die Ausstellung durch einen neuen Film von Czudej, der im Kino des Kölnischen Kunstvereins aufgeführt wird und der eine neue Facette im Schaffen der Künstlerin repräsentiert. Die Arbeit dokumentiert die regelmäßigen Prozesse in jener US-amerikanischen Gießerei, in der die Czudej ihre Skulpturen produzieren lässt, sodass der Film sowohl konzeptuelle Aspekte beinhaltet, als auch auf Gesellschaftsstudien verweist.
Catharine Czudej hatte bereits Einzelausstellungen u. a. bei Office Baroque in Brüssel (2016), Peep-Hole in Mailand (2015) und Ramiken Crucible in New York (2013). Darüber hinaus war sie an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen beteiligt. So zeigte sie Werke u. a. bei Off Vendome in New York (2016), Galerie Eva Presenhuber in Zürich (2016), Eden Eden in Berlin (2015), Zero in Mailand (2014) und François Ghebaly Gallery in Los Angeles (2014).