Das Klostermuseum Ochsenhausen lässt die lange Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Reichsabtei wieder lebendig werden – von der Weihe der ersten Klosterkirche im Jahr 1093 bis zur Auflösung des Klosters bei der Säkularisation im Jahr 1803 und dem späteren Verkauf an den König von Württemberg.
Das vom Land Baden-Württemberg, der Katholischen Kirchengemeinde Ochsenhausen und der Stadt Ochsenhausen gemeinsam getragene Museum befindet sich im Südflügel des Fürstenbaus, dem früheren Gastbau des Klosters. Die jetzigen Museumsräume dienten einst als Empfangsräume des Klosters und gehören zu den repräsentativsten Teilen der Klosteranlage.
Auf einer Ausstellungsfläche von rund 500 Quadratmetern erzählt das Museum die reiche Geschichte des Klosters Ochsenhausen: von der Weihe der ersten Klosterkirche im Jahre 1093 bis zur Aufhebung des Klosters und dem Verkauf an den König von Württemberg im Jahre 1825. Klosteransichten aus verschiedenen Epochen zeigen die enorme bauliche Entwicklung bis zum heutigen barocken Erscheinungsbild, die Äbtegalerie stellt die Klosterherren von Burkhard von St. Blasien (1103 – 1164), dem ersten Prior, bis zum letzten Abt Romuald Weltin (1767 – 1803) vor.
Eines der interessantesten Zeugnisse ist das beidseitig bemalte mittelalterliche Stifterbild, das die Gründungsgeschichte des Klosters darstellt. Das von Abt Jodok Bruder (1476 – 1482) in Auftrag gegebene Gemälde zeigt die Stiftung durch die adeligen Brüder Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertschwenden. Von jenem Abt berichtet die Legende, dass er eines Tages in die Schweiz zu Nikolaus von der Flüe gepilgert sei, der dort als Einsiedler lebte, und ihn gefragt habe, ob er als Abt einmal in den Himmel komme. Als dieser ihm schlechte Aussichten prophezeit habe, sei der Abt umgehend nach Hause zurückgekehrt und habe sein Amt niedergelegt, um sein Leben fortan ausschließlich dem Gebet zu widmen.
Ebenfalls aus dem Mittelalter stammt der lebensgroße Heilige Georg, der Schutzpatron der Ochsenhauser Kirche, aus der Werkstatt des berühmten Ulmer Bildhauers Niklaus Weckmann. Die um das Jahr 1500 entstandene Skulptur gehörte zum leider nicht mehr erhaltenen gotischen Hochaltar der Klosterkirche. In der Chronistik wird dieser Altar als Meisterwerk gefeiert, der den Altären in den gotischen Münstern von Straßburg und Freiburg ebenbürtig gewesen sei.
Gold und Silber
Einen Eindruck von der einstigen Prachtentfaltung im Kloster vermitteln die wertvollen Messgewänder und Ornate und das Gold und Silber aus der klösterlichen Schatzkammer. Die besten Goldschmiede der benachbarten Reichsstädte Ulm, Biberach und Memmingen wurden beschäftigt und immer wieder bezog man wertvolle Kelche, Altarleuchter und sonstige Pretiosen aus Augsburg, dem damaligen Zentrum der Goldschmiedekunst.
Ein Prunkstück des Museums ist die gotische, aus massivem Silber gegossene Turmmonstranz aus dem 15. Jahrhundert, die in Süddeutschland zu den schönsten Stücken aus jener Zeit zählt. Doch beschränkten sich die Äbte nicht nur auf liturgische Geräte: Es war durchaus üblich, im Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, von silbernen Tellern zu essen und aus goldenen Bechern zu trinken
Barocke Volksfrömmigkeit demonstrieren ein reich geschmücktes Prager Jesulein und ein Fatschenkind aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ebenfalls zu sehen ist das „Rituale“ für den Sankt-Georgs-Ritt: Die Tradition dieser 1718 begründeten barocken Reiterprozession wurde in Ochsenhausen 1977 wieder aufgenommen.
Mit rund 600 Reitern zählt der alljährlich am ersten Maisonntag stattfindende Ritt zu den großen Flurritten Oberschwabens. Auf das handgeschriebene Rituale kritzelte ein offenbar vom ungewohnten Reiten geplagter Mönch die Bemerkung: „Utinam pedestris – wenn's doch nur eine Fußprozession wäre.“ Dieser Wunsch wird verständlich, wenn man weiß, daß der Ritt damals wesentlich länger als heute war und sich über viele Stunden erstreckte.
Breiten Raum im Ochsenhauser Museum nehmen Wissenschaft und Kunst ein, die vor allem unter dem letzten Abt Romuald Weltin eine Blütezeit erlebten.
Die Bibliothek im neu erbauten klassizistischen Bibliothekssaal wurde wesentlich erweitert, Physik und Chemie standen hoch im Kurs und die Mönche pflegten die Mathematik und die Astronomie.
Dem Blick in die Sterne diente auch eines der größten Ausstellungsstücke des Museums: eine maßstabsgetreue Nachbildung der barocken Sternwarte, die sich in einem Eckturm des Konventgebäudes befindet.