Der Domprobpst Bruno von Straßburg stiftete 1118 ein Kloster, das mit deutschen und lothringischen Augustinerchorherren besiedelt und der Gottesmutter Maria geweiht wird. Aus dem Namen Cella sancta Mariae, wird Marienzell, St. Mergen und schließlich St. Märgen. Ein hochmittelalterliches Gnadenbild, eine Sitzmadonna, ist bis heute wichtiger Mittelpunkt. Nach bewegten, schwierigen Zeiten entsteht im 18. Jahrhundert eine barocke Klosteranlage, die den Bauwillen der Äbte unterstreicht. Die Wallfahrt zum Gnadenbild erlebt gleichzeitig ihre Blütezeit.
Das Kloster vermittelt bis heute das eindrucksvolle Zusammenspiel klösterlicher Kultur mit der einmaligen Landschaft des Hochschwarzwaldes.
Um 1660 fertigen die Schwarzwälder Uhrmacherbrüder Georg und Mathias Kreutz die ersten hölzernen Waaguhren. Bald beginnt der weltweite Siegeszug der Schwarzwalduhr.
Mit diesem bis heute populären landschaftstypischen Produkt verbinden sich Klischees vom Kuckuck bis zum einsamen Uhrmacher. Die chronologisch aufgebaute Ausstellung zeigt die ganze Bandbreite der Uhrwerke und der geschnitzten und gemalten Schilde.
Sie öffnet den Blick auf die faszinierende Geschichte hinter dem Stereotyp von der Kuckucksuhr.
Die seit dem 18. Jahrhundert in immer größerer Zahl gebauten Schwarzwälder Uhren werden zum Exportgut der Region. Hunderte von Uhrenhändlern verkaufen fern der Heimat "im Uhrenland" ihre Ware. Bald hängen nicht nur in Europa, sondern weltweit Lackschild- oder Kuckucksuhren in den Häusern. Das Museum zeigt die Handelsnetze und -methoden, aber auch persönliche Schicksale. Das Leben des Andreas Löffler aus St. Märgen, der 1839 nach England geht, um als Händler zu arbeiten, berührt besonders.
In über 20 Briefen an seine Eltern wird das Denken, Fühlen und Handeln dieses jungen Mannes aus dem Schwarzwald lebendig.
Im 18. und 19. Jahrhundert ist es üblich, das ganze Haus mit religiösen Zeichen und Symbolen zu versehen. Diese Durchdringung des Alltags mit Devotionalien wie Gebetsbüchern, Andachtsbildern, Känsterle und Kruzifixen, die häufig von Wallfahrten mitgebracht werden, dient der eigenen, persönlichen Frömmigkeitsausübung.
Die reiche St. Märgener Sammlung veranschaulicht somit heute zumeist verloren gegangene Praktiken der Volksfrömmigkeit.
Die Schwarzwälder Hinterglasmalerei steht in enger Verbindung mit der Wallfahrt.
Im Mittelalter ist die Wallfahrt oft eine Sühnefahrt. Sie ist eine Fernwallfahrt nach Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela. An die Stelle der Fernwallfahrten treten die regionalen Wallfahrten.
Die Entwicklung und der Vertrieb der für den Wallfahrtsort St. Märgen bedeutenden Schwarzwälder Hinterglasmalerei werden neben anderen historischen Handwerken wie der Schuhmacherei und der Trachtenstickerei im Museum dokumentiert.