Institutionen wie das Haus des Deutschen Ostens in München müssen sich den Veränderungen der Gesellschaft und der Lebenswelten stellen. So sind Fragen an die ursprünglichen Aufgabenstellungen und Zielsetzungen vor dem Hintergrund einer Weiterentwicklung des „ostdeutschen Kulturgutes“ und seiner Träger eine Selbstverständlichkeit. „Ostdeutsche Kulturarbeit“ steht in der Gegenwart im beständigen Wettbewerb mit allen Ausdrucksformen der Kultur. Es ist daher wichtig und notwendig, in dieser Vielfalt der kulturellen Ausprägungen, der Kulturarbeit der heimatvertriebenen Gruppen einen bedeutenden Platz zuzuweisen.
Das Haus des Deutschen Ostens in München wird in seiner Eigenschaft als nachgeordnete Behörde des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, als Begegnungsstätte für bayerische Bürger jedweder, jedoch hauptsächlich ostdeutscher Herkunft, als Bildungs- und Informationszentrum zu Fragen der Deutschen in und aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa und als Kultureinrichtung im Sinne des § 96 Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz (BVFG) in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen müssen. „Ostdeutsche Kulturarbeit“ ist so zu verstehen, dass alle ehemaligen und gegenwärtigen deutschen Siedlungsgebiete und Sprachinseln jenseits der deutschen Staatsgrenzen, einbezogen werden. Die Zuständigkeit der Kulturförderung im vorgenannten Sinne ist daher nicht auf die „neuen Bundesländer“ gerichtet.
Die EU-Osterweiterung stellt Bayern als jenes Bundesland in Deutschland, das seit altersher enge Beziehungen zum europäischen Osten aufzuweisen hat, vor neue Aufgaben. Bayern als zentrale Region in Mitteleuropa benötigt die Offenheit nach Westen und Osten. Für die Zukunft können die bayerischen Mitbürger, die aus den EU-Beitrittsstaaten stammen, nicht nur zur Erneuerung der deutschen Brückenfunktion beitragen, sondern sie werden durch die Kenntnisse der Geschichte, Kultur, Sprache und Mentalität der Menschen dieser Länder, eine wichtige Rolle spielen müssen.
Der Bayerischen Staatsregierung ist für die vorbildliche Unterstützung der aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen ausdrücklich zu danken. Sie sollte mit ihrem gesamten politischen Gewicht darauf hinzuwirken, dass den Institutionen, Verbänden und Einrichtungen der Vertriebenen und Aussiedler die Möglichkeit gegeben wird, für diese bedeutende europäische Zukunftsaufgabe wirken zu können.