Wenn von „Netzwerken der Freundschaft“ die Rede ist, denken viele sicherlich an heutige Kommunikationsmedien und ihre Möglichkeiten, mit vielen Menschen weltweit in Verbindung zu treten (z.B. Facebook, Google+, Instagram). Betrachtet man die freundschaftlichen Verbindungen Gleims lässt sich ebenfalls von einem „Netzwerk der Freundschaft“ sprechen. Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) war ein wichtiger Knotenpunkt freundschaftlicher Kommunikation im nord- und mitteldeutschen Raum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er nahm teil an einer neuen freundschaftlichen Briefkultur, er war ein wichtiger Vertreter einer ausgewiesenen literarischen Geselligkeit und er erfasste früh, dass seine Zeit – modern gesagt – durch einen Medien- und Kommunikationswandel geprägt war. Gleim wurde zum ersten und wichtigsten Sammler dieses neuen freundschaftlichen und geselligen Lebens. Sein „Freundschaftstempel“ (die umfangreichste Porträtgemäldesammlung der deutschen Aufklärung), sein Handschriftenarchiv und seine Bibliothek erzählen Geschichten von den vielfachen Verbindungen der Schriftsteller, Gelehrten, Künstler und Literaturinteressierten untereinander und ihren ‚Projekten‘. Die Ausstellung führt anhand von 30 freundschaftlichen Verbindungen Gleims (u.a. Lessing, Karsch, von der Recke, Bodmer, Klopstock) in die Freundschafts- und Geselligkeitskultur des 18. Jahrhunderts ein und macht das Netzwerk über literarische, geografische und soziale Fragen erfahrbar. Anhand der Person von Johann Wilhelm Ludwig Gleim wird deutlich, dass sich die Bildung von Netzwerken nicht allein auf die Metropolen beschränkte. Gleims freundschaftlicher Eifer, verbunden mit der Vision einer besseren Welt, in der Humanität eine zentrale Rolle spielt, ist beispielgebend – bis in die Gegenwart.