Andreas Feininger, am 27. Dezember 1906 als ältester Sohn des berühmten Malers Lyonel Feininger in Paris geboren, gehört zu einer Künstlergeneration, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg die Fotografie als künstlerisches Medium für sich entdeckte und eine neue fotografische Sehweise entwickelte. Klarheit, Einfachheit und Organisation sind für den Meisterfotografen die Grundprinzipien seiner Arbeit. Wie kaum ein anderer versteht er es, Bildinhalte mit strengen formalen Kriterien, wie Perspektive und Komposition, zu verknüpfen.
Am Bauhaus in Weimar, wo auch sein Vater als Lehrer tätig war, absolvierte Andreas Feininger zu Beginn der zwanziger Jahre eine Ausbildung zum Kunsttischler. Im Anschluss daran, studierte er Architektur an den staatlichen Bauschulen in Weimar und Zerbst. In dieser Zeit entwickelte sich sein Interesse für Fotografie. Er beschäftigte sich zunächst mit den technischen Aspekten der Fotografie und experimentierte mit verschiedenen Verfahren wie Solarisation, Fotogramm und Bas-Relief. Da er sich eine Kamera mit extremem Teleobjektiv nicht leisten konnte, konstruierte er sie selbst. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er als Architekt in Hamburg und für kurze Zeit in Paris bei Le Corbusier. Als ihm in Frankreich die Arbeitserlaubnis entzogen wurde, ging er 1933 nach Stockholm. Hier konzentrierte er sich zunehmend auf die Fotografie und machte sich sehr bald einen Namen als renommierter Architekturfotograf. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs emigrierte Feininger nach New York. Seine Ansichten dieser Metropole, die kurz nach seiner Ankunft entstanden, zählen heute zu den Klassikern der Fotografiegeschichte.
Andreas Feiningers Werk ist von zwei großen Themenkomplexen bestimmt: Stadtansichten und Naturmotive. Die Architektur und das Leben seiner Wahlheimat New York hat ihn über die Jahrzehnte hinweg fasziniert. Immer wieder hielt er die Skyline von Manhattan, die Straßenschluchten, die Wolkenkratzer, die Brücken und Hochbahnen in atmosphärisch dichten Bildern fest. Mit derselben Begeisterung widmete er sich den Naturstudien. In seiner strengen Komposition der Bilder entfaltet der Mikrokosmos eine monumentale Wirkung.