Die Lebenswege von Marie-Luise Huber-Lentz (1912 – 2003), der Senatorentochter aus Bremen, und des Bohemien Erwin von Kreibig berührten sich in den späten 1950er Jahren, woraus eine freundschaftliche Begleitung bis zum frühen Tode Erwin von Kreibigs erwuchs. In der künstlerischen Einstellung ähnlich, in den Lebensläufen aber grundverschieden, fanden zwei starke Künstlernaturen Gefallen aneinander. Marie-Luise Huber-Lentz hatte den Krieg mit seinen Schrecken und den unendlichen Leiden der Opfer kennengelernt, als Schwester in Kranken Marinelazaretten und zuletzt als Oberschwester im Rot-Kreuz-Krankenhaus mit Staatsexamen für „Große Krankenpflege“. Erwin von Kreibig erlebte diese Jahre völlig anders im italienischen Exil, jedoch geplagt von der Sehnsucht nach Heimat, immer aber als freier Künstler schaffend bis zum Ende seines Lebens. Marie-Luise Huber-Lentz musste ihre Wunschlaufbahn als Künstlerin nach Studienjahren bei Emil Krieger und Joseph Wackerle an der Münchner Kunstakademie (1933 bis 1939) und bei Prof. Gorsemann in Bremen 1940 unterbrechen. Erst 1949 konnte sie endlich als frei schaffende Bildhauerin arbeiten. Kleinplastiken prägen das Werk von Marie-Luise Huber-Lentz, die ursprünglich – das Atelier war zerbombt – als „Kinder in der Not“ auf dem Küchentisch entstanden sind. Sie hat sich gerne der Kinder als Thema angenommen, ebenso wie Erwin von Kreibig, dem das Los dieser zarten Wesen vor allem in den schweren Zeiten der 1920er Jahren ein besonderes Anliegen war. Für Marie-Luise Huber-Lentz sind es schon stärker die Kinder des Wohlstands der fünfziger Jahre. Dabei erweist sie sich als Meisterin eines einfachen, herben, schlichten, ja knappen Stils, der jeden peinlich-illustrativen Zug vermeidet und nur das Wesentliche gelten lässt. Und trotz aller Kargheit im Ausdruck spricht das Herz für Kinder, gepaart mit „überlegenem“ Humor, aus den Kinder-Plastiken: Hoppe Reiter, Sonntagsschleife, Mädchen mit Hund, Kind mit Springtau, Laternenkinder oder die Gruppe „Oktoberfest“ mit Luftballons haltenden Kindern, die dem Münchner Volksleben entsprungen sind. München war die zweite Heimat von Marie-Luise Huber-Lentz, der sie sich bis ins hohe Alter heute verbunden fühlte. Die bronzenen Kleinplastiken, aus dem Alltag gegriffen, in schlichter Würde von fraulicher Hand geformt, verdienen die Aufmerksamkeit kunstsinniger Menschen. Sie sind Zeugen eines erfüllten Lebens und gereichen der plastischen Kunst zur Zierde. Die Erwin von Kreibig Stiftung bewahrt das künstlerische Erbe von Marie-Luise Huber-Lentz, der Stifterin des Nymphenburger Kunstpreises für Plastik, und zeigt eine repräsentative Auswahl aus ihrem umfangreichen Werk. Einige der Kleinplastiken können auch käuflich erworben werden.