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Deutsches Museum für Karikatur und kritische Grafik - Wilhelm Busch


Georgengarten
30167 Hannover
Tel.: 0511 16 99 99 16
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Der fröhliche Pessimist: Cartoons von Jean-Maurice Bosc (1924-1973)

13.02.2011 - 15.05.2011
"Ich bin nach Vietnam gegangen wie andere zwanzig Jahre später nach Kathmandu: aus Langeweile!" - Die dreijährige Kriegszeit in Französisch-Indochina brach dem 1924 geborenen Freiwilligen das Herz, obwohl er als Radiotechniker nie Feindberührung hatte. Als Jean-Maurice Bosc 1948 in die Heimat zurückkehrte, war er ein seelischer Krüppel, der nicht mehr essen wollte und nicht mehr schlafen konnte. Nur das Zeichnen verschaffte ihm Linderung - und machte ihn berühmt. Sein lakonischer Strich war gefragt, seine Kritik gefürchtet. Bosc veröffentlichte in Zeitschriften wie Paris Match und Nouvel Observateur. Der Algerienkrieg und die Fünfte Französische Republik unter Präsident Charles de Gaulle sind die Folie, auf der seine langnasigen Figuren den Alltag bewältigen. Mit einer repräsentativen Auswahl von 125 Zeichnungen stellt das Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst - Wilhelm Busch den prominenten Zeichner der Regierungszeit Charles de Gaulles vor. Kleine Katastrophen des Alltags wechseln sich in den häufig textlosen Cartoons mit humorvollen Darstellungen großer politischer Ereignisse wie Algerienkrieg, Kolonialpolitik und Atombombentests ab. Bosc, der mit den bekannten französischen Zeichnern Sempé und Chaval befreundet war, hatte 1952 zu zeichnen begonnen. Erste Arbeiten von ihm erschienen ab Ende 1952 in Paris Match, weitere Veröffentlichungen seiner Arbeiten folgten bald in internationalen Magazinen und Zeitschriften wie Punch, Nebelspalter, Playboy und DIE ZEIT. Rasch fand Bosc zu seinem markanten, lakonisch-sparsamen Stil, der sich zum Charakteristikum seines grafischen Schaffens entwickeln sollte. "Die Grundlage meines Stils ist, dass ich nicht zeichnen kann", erklärte der künstlerische Autodidakt einst in einem Interview. Tatsächlich waren seiner bemerkenswerten Karriere als Zeichner nur einige wenige technische Zeichnungen vorangegangen, die er während seines Studiums am Collège Technique in Nimes angefertigt hatte. Die Hauptfigur von Jean-Maurice Boscs gezeichneten Geschichten ist Blaise, der ebenso wie sein Vorbild Charles de Gaulle über eine auffallend große Nase verfügt. Die Geschichten von Blaise in Boscavien spiegeln das Frankreich de Gaulles zur Zeit des Algerienkrieges, der Force de Frappe, und der nationalistischen Atompolitik. Eine besondere thematische Vorliebe des französischen Zeichners galt der Darstellung der absurden Verhaltensweisen von Soldaten und ihren zumeist von einem übertriebenen Geltungsdrang erfüllten Vorgesetzten. Der in Boscs Zeichnungen enthaltene kritische Geist führte dazu, dass der Künstler 1958 wegen einer angeblich die Armee verunglimpfenden Karikatur, die im Nouvel Observateur veröffentlicht worden war, zu einer Bewährungsstrafe von einem Monat und 300.000 Francs Bußgeld verurteilt wurde Der unter Depressionen leidende Künstler verfiel im Lauf der Zeit zunehmend in Resignation. Im Mai 1973 wählte er den Freitod und erschoss sich. Wenige Tage vor seinem Tod resümierte er: "Was einen so entmutigt, ist die Tatsache, dass alles, was wir in unseren Zeichnungen andeuten und propagieren wollen, im Gelächter der Verblödung und Gleichgültigkeit untergeht. Alles perlt glatt und spurlos ab wie ein Regentropfen von einem Ölmantel".

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