18.09.2007 - 31.12.2007
Die leidenschaftliche und sehr kenntnisreiche 40 jährige Sammlertätigkeit von Dr.Klaus Marquardt hat eine der weltweit schönsten Privatsammlungen historischer europäischer Essbestecke aus acht Jahrhunderten hervorgebracht.
Seit dem Jahre 2003 hat sie im Deutschen Klingenmuseum eine neue Heimat gefunden.
Diese Sammlung ergänzt und bereichert die eigenen Bestände historischer Bestecke auf hervorragende Weise und macht das Deutsche Klingenmuseum damit weltweit unschlagbar.
Eine umfangreiche Auswahl der wertvollen Speise- und Serviergeräte ist in einem neu eingerichteten Ausstellungsraum zu sehen:
Schwerpunkte der Ausstellung sind (höchst seltene) mittelalterliche Messer, barocke Silberlöffel aus Deutschland, Osteuropa und Skandinavien, Elfenbeinbestecke und Reiseutensilien zum mobilen Speisen.
Die Sammlung Marquardt gibt einen bemerkenswert vollständigen Überblick auf die mitteleuropäische Besteckentwicklung vom hohen Mittelalter bis in die Zeit des Jugendstils. Alle Etappen der funktional-formalen wie der stilistischen Entwicklung sind repräsentiert und machen die Geschichte "unserer" Tafelkultur mit Hilfe der originalen Teile anschaulich und nachvollziehbar.
Die ausgestellten Besteckteile sind aber nicht nur bloße funktionale Gegenstände zur Nahrungsaufnahme- und sie waren es auch nicht während ihrer Entstehungszeit, sondern durch bildliche Darstellungen, moralische und religiöse Sprüche, durch Inschriften mit Namen, Wappen, Datum und Anlass der Schenkung eines besonderen Stückes, wurden sie auch zu einem Medium von Mitteilungen und Anschauungen der vornehmen Gesellschaft des jeweiligen Zeitabschnittes.
Die Vielfalt der Aussagen auf Bestecken eröffnet ein Spektrum dessen, was vom Mittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert den wohlhabenden mitteleuropäischen Menschen bewegte: christliche Gesinnung, Gelehrsamkeit, Kunstverständnis, Erotik, Darstellung des persönlichen Reichtums, Erbfolge, Standeszugehörigkeit, Eltern- und Patenstolz.
Besonders interessant ist es, bei den ausgestellten Objekten, die vielfältigen für die Herstellung von Bestecken verwendeten Materialen zu sehen. Wenn auch in der Regel Stahl für die Klinge und in geringerem Maße für das Gabelvorderteil und Silber bzw. versilbertes Metall für die Griffe und den gesamten Löffel verarbeiteten wurden, so setzten die Kunsthandwerker mit Phantasie und Geschick alle erdenklichen Materialien zur Ausschmückung der Bestecke und zur Fertigung der Griffe wie auch ganzer Besteckteile ein: Holz, Horn, Elfenbein, Perlmutter, Schildpatt, Porzellan, Gold, Messing, Email, Bergkristall, Achat und andere Halbedelsteine. Diese Materialien erhalten ihren besonderen Wert durch die perfekte, detaillierte Bearbeitung, vor allem die Schnitzereien in Holz, Elfenbein und Bernstein bestechen durch ihre Präzision in den kleinsten Abmessungen.