Den Seuchen auf der Spur - 200 Jahre Infektionskrankheiten im Kartenbild
Kommt es zum gehäuften Auftreten einer Infektionskrankheit mit hunderten oder tausenden Erkrankten, muss die Ursache möglichst schnell ermittelt werden, um durch entsprechende Maßnahmen eine weitere Ausbreitung und damit weitere Erkrankungen zu verhindern. Karten waren und sind ein zentrales Werkzeug für die Ermittlungsarbeit und die Information der Öffentlichkeit, denn sie zeigen auf einen Blick, wie viele Menschen wo erkrankt sind und auf welchen Wegen sich die Krankheit räumlich ausbreitet. Darüber hinaus sind sie auch Ausgangspunkt für weitergehende Fragenstellungen: Warum ist nur ein bestimmter Stadtteil oder ein bestimmter Straßenzug betroffen? Wo hat der Ausbruch seinen Anfang genommen?
Diesem Thema widmet sich die Ausstellung „Den Seuchen auf der Spur – 200 Jahre Infektionskrankheiten im Kartenbild“, die gemeinsam vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt, der Deutschen Gesellschaft für Kartographie und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ausgerichtet wird. Die ausgestellten Karten zeigen, wie sich die Thematische Kartographie in den vergangenen 200 Jahren im Hinblick auf die eingesetzten Methoden und Techniken verändert hat. Doch die Karten sind darüber hinaus auch ein Spiegelbild ihrer Zeit: des Erkenntnisstandes in der Medizin und weiteren Wissenschaften sowie der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. In der Ausstellung werden 26 Karten aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert gezeigt.
Das Aussehen der Welt ist eine der zentralen Fragen in der Geschichte der Menschheit. Jede Zeit und jede Kultur findet ihre eigene Antwort. Visuelle Weltbilder dienen der Orientierung, doch häufig weniger der räumlichen als der ideellen: Innerhalb einer auf Werte gegründeten Weltanschauung entsteht ein Weltbild im übertragenen Sinn. Um sich tatsächlich im Raum zurechtzufinden, sind Weltbilder ungeeignet. Dafür muss man auf mündliche und schriftliche Beschreibungen, Wegmarkierungen oder kleinräumige Karten zurückgreifen.
Wie auch immer man unsere Welt darstellt – man kann es nicht ‚richtig‘ machen. Die scheinbare Objektivität der Karten offenbart sich bei näherem Hinschauen als in hohem Maße konstruiert. Es fällt uns leicht, dies bei Karten aus räumlich und zeitlich fremden Kulturkreisen zu erkennen. Bei unserem eigenen Weltbild macht uns die Vertrautheit mit der scheinbar selbstverständlichen Darstellung der Erde blind dafür. Eines aber ist sicher: Auch das uns geläufige Weltbild ist nur ein Ausdruck seiner Zeit und seiner Herkunftskultur.
In fünf Themenbereichen werden Welt-Bilder und Bild-Welten aus verschiedenen Epochen und Kulturkreisen einander gegenübergestellt. Den Anfang macht die griechisch-römische Antike. Deren Weltbilder blieben über lange Zeit, zum Teil sogar bis heute, wirkmächtig – obwohl keine dieser Darstellungen im Original erhalten ist.
Ziel der Ausstellung ist es, unseren eurozentrierten Blick auf die Welt bewusst zu machen und unsere Sehgewohnheiten auch im übertragenen Sinn auf den Kopf zu stellen, ganz so wie es die oben zu sehende Weltkarte aus australischer Sicht für uns tut.