Spricht man von Kunst aus China, denken die Meisten an traditionelle chinesische Kunst, die jahrhundertelang ein Markenzeichen war, wohl bekannt und weltweit geschätzt. Nur wenige haben Einblick in „moderne“ chinesische Kunst. Jahrhunderte lang lebten und arbeiteten chinesische Künstler überwiegend isoliert von den Strömungen der weltweiten Kunstszene, eingebettet in ein geschlossenes System
Mit der Öffnung und Reformpolitik Chinas in den Achtziger Jahren des 20. Jh. begann eine neue Ära, die nicht nur die Wirtschaft des Landes veränderte sondern alle Bereiche der Gesellschaft. Schnelle Verstädterung, Massenproduktion von Gütern resultierend aus wirtschaftlichem Wachstum, eine weit verbesserte Mobilität, neue Medien und Kommunikationswege ebenso wie zunehmende Umweltprobleme und soziale Konflikte berühren das tägliche Leben jedes Einzelnen.
Zeitgenössische chinesische Kunst muss vor diesem Hintergrund gesehen werden.
Der freie Fluss kreativer Einflüsse rund um den Erdball, die Freiheit zu reisen und der Austausch mit ausländischen Partnern, neue intellektuelle Sichtweisen, dass Aufkommen einer internationalen Gesellschaft („global village“) veranlassen chinesische Künstler von heute, traditionelle Werte mit einer neuen Realität zu vereinen.
Sichtweise, Gewohnheiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten eines beeindruckenden kulturellen Erbes vermengen sich mit neuen schöpferischen Entwicklungen und erlauben jungen Künstlerinnen und Künstlern von der Überwindung vieler Tabus zu profitieren, Gebrauch zu machen von neuen Inhalten, Formen und Materialien und so ihre eigene Sprache zu finden - und nicht nur auf überkommene Ideen zu reagieren.
Die Mitglieder der Gruppe 2000 plus hatten das Glück, vom Beginn ihrer Laufbahn an Ermutigung und Unterstützung von verschiedenen deutschen Persönlichkeiten und Institutionen zu erfahren. Die deutsche Botschaft und das Deutsch-Chinesische Wissenschaftszentrum in Peking ebenso wie das Deutsche Aerospace Center in Bonn und die Deutsche Bank in Köln organisierten Ausstellungen, in Berlin präsentierte das chinesische Kulturzentrum die Arbeiten. Öffentliche Einrichtungen wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Forschungszentrum Jülich, die Fraunhofer Gesellschaft ebenso Firmen wie ThyssenKrupp und viele private deutsche Sammler haben Werke der Künstlergruppe gekauft und so ihre Wertschätzung zum Ausdruck gebracht.
2005 hatte die Gruppe ihre erste Ausstellung in Deutschland beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Bonn. Für einige Mitglieder der Gruppe war es die erste Reise außerhalb Chinas, die zudem Gelegenheit bot, die Documenta in Kassel zu besuchen und einen Abstecher nach Paris in den berühmten Louvre zu unternehmen, und dort die weltberühmten Kunstwerke im Original zu sehen, die man bislang nur als Abbildungen in Büchern kannte. Es schien fast wie ein Traum, dass nur wenige Jahre später ein Mitglied der Gruppe, die Künstlerin HAO LI, eingeladen wurde, während des Salon 2009 im Louvre auszustellen.