Das Fotomuseum WestLicht zeigt die bislang unbekannten erotischen Fotografien des Malers Alfons Walde, etwa 120 Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers, die über Jahrzehnte unbeachtet in einer Kiste schlummerten. Der Fokus seiner Fotografie lag auf dem weiblichen Akt, die Inszenierung der Bilder reichte bis in die Pornografie. Die Verwendung des gerade erfundenen Farbfilms von Agfa ermöglichte Walde die realistische Wiedergabe im Foto, als Anregung für das gemalte Bild. Für die lange Zeit schwarz-weiß geprägte Fotogeschichte ist die Entdeckung nicht nur kulturhistorisch eine Sensation.
In der Ausstellung lernt man den Landschaftsmaler Alfons Walde (Oberndorf 1891-1958 Kitzbühel) als leidenschaftlichen Fotografen kennen, seine fotografischen Studien von den Zwanzigern bis in die vierziger Jahre konzentrieren sich auf den weiblichen Körper. Klassische Posen aus der kunsthistorischen Tradition – etwa Anklänge an Ingres in Waldes fotografischen Rückenakten – wechseln dabei mit erotisch aufgeladenen, eher spielerischen Szenen. Walde frönt in der Fotografie dem lustvollen Schauen, er zeigt sich als Augenmensch, der die Leica zum Festhalten des ansonsten flüchtigen Moments nutzt, bei dem es aber immer auch um die Erotik der Fotografierens selbst geht, um den Wechsel der Blicke, um das Spiel von Ansehen und Posieren.
Aus der Fülle des Archivs – etwa 250 Schwarz-Weiß-Filmrollen, rund 2000 Farbdiapositive, Kontaktbögen und Silbergelatineabzüge – haben die KuratorInnen Rebekka Reuter und Peter Weiermair die Auswahl getroffen. Vintage Prints und neue Abzüge dieser einzigartigen Farbdias begegnen in der Ausstellung Arbeiten aus seinem zeichnerischen und malerischen Werk. In der Gegenüberstellung wird die Bedeutung der Fotografie für Waldes Gesamtwerk deutlich. Sichtbar wird das intime Verhältnis zwischen dem Maler und seinen Musen und so erscheinen die Fotografien mitunter als Vorspiel im doppelten Sinne.