28.06.2008 - 24.08.2008
Seit 1951 vergibt der Westfälische Kunstverein alle zwei Jahre einen mit 5200 Euro dotierten Förderpreis an junge Nachwuchskünstler und -künstlerinnen aus Westfalen. In der Regel gattungsspezifisch ausgeschrieben, fokussierte der Preis in wechselnder Folge Malerei, Skulptur und Fotografie, aber auch Architektur und Jazz. Nach einer Reihe thematisch gebundener Preise in den vergangenen Jahren wird der diesjährige Förderpreis erstmals wieder gattungsspezifisch ausgeschrieben. Vor dem Hintergrund der sich gerade in den Malerei-klassen der Akademien neu formierenden Ansätze ließ die Ausschreibung in der Gattung Malerei ein spannungsreiches Feld künstlerischer Ausdrucksweisen erwarten. Aus der Fülle an interessanten Bewerbungen wählte die Fachjury, bestehend aus René Zechlin (Direktor des Kunstvereins Hannover), Gesine Grundmann (Künstlerin) und Carina Plath (Direktorin des Westfälischen Kunstvereins) – Eva Karcher
(freie Journalistin) musste leider kurzfristig absagen –
zehn herausragende Positionen aus, die nun in einer Ausstellung vom 28. Juni bis zum 24. August im Westfälischen Kunstverein zu sehen sind.
Mit dem Förderpreis 2008 zeichnet die Jury
Bettina Marx, Studentin an der Kunstakademie Münster, aus. Ihre raumgreifenden, stark farbigen Wandmalereien und Arbeiten auf Leinwand verbinden narrative Bildräume, in denen sich Figuren und Gegenstände in meist absurden Konstellationen begegnen, mit expressiven Farbflächen und -verläufen. Gegenständliche Versatzstücke aus unterschiedlichen Kontexten sind so subtil mit planen Farbflächen und einem gestischen Farbauftrag verzahnt, dass sie einander affizieren und Bewegung erzeugen. Mit großer Souveränität und einer spielerischen Leichtigkeit spielt Bettina Marx die Potentiale der Malerei gegeneinander aus. Für die Ausstellung im Kunstverein wird sie eine großformatige Wandarbeit anfertigen.
Die übrigen Positionen, die in der Ausstellung gezeigt werden, vermitteln in ihrer Heterogenität einen Eindruck von der Vielfalt aktueller malerischer Ansätze. Sibylle Springer zeigt Arbeiten, in denen sie Fotografien von Graffiti aus U-Bahnschächten in Malerei übersetzt, die zwischen Abstraktion und Hyperrealismus oszilliert. Paul Pretzer bespielt das Kabinett des Kunstvereins mit mehreren kleinformatigen Arbeiten, die komisch-groteske Figuren bevölkern und stilistisch an moderne Comics oder Hieronymus Bosch gemahnen. Gregor Gleiwitz ist mit einigen ganz in Grau und Schwarz gehaltenen Bildern vertreten, die sich allein aus der Struktur der abgestuften Farbe aufbauen. Daniela Neuhaus wird kleinformatige Bilder mit zwei Wandzeichnungen zu einer raumgreifenden Installation verbinden. Sebastian Osterhaus zeigt fantastische, hintergründige Szenerien, die mit drastischen Farbpaletten arbeiten. Daniela Löbbert vertritt eine radikale Position innerhalb der Ausstellung, indem sie in monochromen, großformatigen Bildern die Abstraktion der konkreten Malerei räumlich auflädt. Marcel Hiller zeigt neben einer Gruppe von Bildern eine textbasierte Arbeit; seine teils großformatigen Bilder gehen von architektonischen Strukturen aus und setzen die abgeleitete abstrakte und zugleich Raum bildende Struktur gegen eine gestische Behandlung von Farbe. Eilike Schlenkhoff präsentiert surreale Inszenierungen und verschachtelte architektonische Kulissen, die an die Ästhetik der 20er Jahre anknüpfen. Die Arbeiten von Martin Meiswinkel, die im Kunstverein zu sehen sind, verbinden dekorative, ornamentale Motive mit der Ästhetik computergenerierter virtueller Räume.