04.12.2009 - 17.01.2010
Die Jahresgaben gehören seit den späten 1950er als fester Bestandteil zum Programm des Westfälischen Kunstvereins und folgen damit einer für Kunstvereine in Deutschland typischen Tradition. Die Serienobjekte, Originale und Fotografien wurden in diesem Jahr von elf internationalen Künstlern und Künstlerinnen zumeist speziell für den Westfälischen Kunstverein angefertigt. Aufgrund des Engagements der einzelnen Künstler ist es möglich, alle Arbeiten zu einem Preis anzubieten, der unter dem üblichen Marktwert liegt. Für alle Mitglieder, oder die, die es noch werden, sind die Jahresgaben damit eine einmalige Gelegenheit, Arbeiten zeitgenössischer Künstler zu erwerben, die nicht nur zu einem besonderen Preis angeboten werden, sondern zu denen meist eine Beziehung durch vorhergegangene Ausstellungen in Münster besteht und die darüber hinaus häufig auch international bereits Anerkennung erfahren haben.
2009 hat der Westfälische Kunstverein eine entscheidende Zäsur erfahren, indem er durch den Abriss des Landesmuseums seinen langjährigen Ausstellungsraum am Domplatz verloren hat. Diese Situation wurde zum Anlass genommen, den White Cube bewusst zu verlassen und bis zur Fertigstellung des Museumsneubaus nomadisch immer wieder neue Räume mit dem Programm zu bespielen. In dieser Zeit wird der Westfälische Kunstverein aber auch immer wieder mit Projekten zu Gast im bestehenden Altbau des Landesmuseums sein und so werden die Jahresgaben vom 4. Dezember bis zum 17. Januar 2010 auch hier präsentiert werden.
Der Titel der diesjährigen Jahresgabenausstellung
„IT TAKES TIME TO BUILD“ kann im Hinblick auf die besondere räumliche Situation des Kunstvereins wortwörtlich verstanden werden. Vielmehr soll er aber im übertragenen Sinne auch ein Bewusstsein dafür schärfen, welche Fundamente einer Institution, wie dem Kunstverein zugrunde liegen. Die Ausstellung wird auch in diesem Jahr neben den Neuproduktionen Editionen aus den vergangenen Jahren präsentieren und damit erneut unterstreichen, dass vor allem die Künstler selber mit ihren Arbeiten die Entwicklung und Ausrichtung der Institution wesentlich mit geprägt haben.
Vier der vorgestellten Arbeiten aus der Ausstellung stehen in einem ganz besonderen Verhältnis zum Westfälischen Kunstverein und der Stadt Münster. So hat die dänische Künstlerin Lone Haugaard Madsen (*1974) während ihres Aufenthalts beim Aufbau der Ausstellung „Flüchtige Zeiten“ im September beim Sperrmüll Fundstücke auf den Straßen von Münster gesammelt, aus denen Sie eigens eine Werkgruppe als Jahresgabe entwickelt hat. Ebenfalls ein Unikat präsentiert der aus Griechenland stammende Künstler Yorgos Sapountzis (*1976) mit seinem handbestickten Poster, dass er eigens für die Finissage der Ausstellung anfertigt. Peggy Franck (*1978), die als erste Künstlerin in diesem Jahr mit ihrer Ausstellung einen Ort außerhalb des ehemaligen Kunstvereinsraums im Landesmuseums bespielt hatte, präsentiert hier eine zweiteilige Fotoarbeit, die in den Räumen einer alten Villa am Kaiser-Wilhelm-Ring entstanden sind. Die Jahresgabe der in Münster lebenden Künstlerin Ellen Hutzenlaub (*1978) schließt dann den Bogen wieder zum alten Ausstellungsraum am Domplatz, in dem sie eine Wandarbeit kurz vor dem endgültigen Auszug aus dem Gebäude entwickelt hatte. Ihre Edition greift diese Arbeit auf spielerische Weise auf und gibt ihnen die Möglichkeit, sich den ursprünglichen Raum in Modellformat wieder anzueignen. Darüber hinaus sind sieben weitere Künstler und Künstlerinnen mit einer Edition vertreten, die an Ausstellungen des Westfälischen Kunstvereins im laufenden Jahr beteiligt waren, oder deren Arbeit aus unserer Perspektive einen spannenden Ansatz im aktuellen Kunstumfeld bietet und auf die wir mit den Jahresgaben aufmerksam machen möchten.
