08.07.2009 - 06.09.2009
Die Sonderausstellung mit dem druckgraphischen Werk des Nobelpreisträgers will sowohl einen kleinen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Künstlers in insgesamt sechs Jahrzehnten geben als auch sich vertieft einigen der Lieblingsthemen des Günter Grass widmen. Insbesondere sind es die prägnanten Motive, die sich durch das gesamte Werk von Grass ziehen: Fische, Vögel, Ratten, Gemüse, Pilze oder Köche sind Wesen, mit denen er sich immer wieder auseinandersetzt, in Schrift und Grafik sowie in Skulpturen. Ihre Bedeutungen und die Bezüge zwischen Text und Bild versucht die Ausstellung anzudeuten. Mancher Besucher wird Neues von Günter Grass erfahren: Denn der Literatur-Nobelpreisträger, heute vor allem durch seine Romane bekannt, hatte sich zunächst Anerkennung durch seine Lyrik erworben und seine Karriere eigentlich an den Kunstakademien begonnen.
„Ich zeichne (bewusst) seit meinem dritten Lebensjahr. Bewusst zu schreiben begann ich später, etwa mit vierzehn, dem Reimzwang erliegend. Beruflich ausgebildet wurde ich nur als Bildhauer und Grafiker, ich lernte Steinmetz und Steinbildhauer und arbeitete jeweils drei Jahre in der Kunstakademie Düsseldorf und in der Hochschule für Bildende Künste Berlin; als Schriftsteller blieb ich Autodidakt.“ (Günter Grass, Oktober 1973)
Die Verknüpfung von schriftstellerischer und bildkünstlerischer Arbeit ist aber schon bald zu einer Konstanten in seinem Schaffen geworden. Und dennoch stehen seine Bildwerke eindeutig als selbstständige Ausdrucksform fest, trotz aller motivischer und inhaltlicher Überschneidungen. Das literarische Werk bedingt nicht zwingend das Schaffen des bildenden Künstlers. Oft wird gerade im Bild ein Motivschatz entwickelt, den wir im Lyrik- oder Prosawerk wiederfinden.
Günter Grass, Mit toter Eule, Radierung 1991Auch in den wichtigen Selbstporträts kann der Ausstellungsbesucher die mannigfaltigen Beziehungen zu den bekannten Romanen wiederfinden. Viele Dokumente zum Leben und Werk, einschließlich der zahlreichen Ausgaben des Romans „Die Blechtrommel“ finden in der Sonderausstellung ihren Platz. Und nicht zuletzt sind es die Bronzeskulpturen, die vor allem an die Anfänge des künstlerischen Schaffens von Günter Grass erinnern sollen.
Günter Grass, 1927 in Danzig geboren, musste als Siebzehnjähriger noch Kriegsdienst leisten, wurde verwundet und kehrte im Frühjahr 1946 zurück. Nach einem Praktikum als Bildhauer und Steinmetz begann er bald das Studium der Grafik und Bildhauerei. Daneben fing er an zu schreiben. Ab 1957 gehörte er zur „Gruppe 47“. Der Roman „Die Blechtrommel“ (1959) hat ihn weltberühmt gemacht. Er ist bis heute einer der wichtigsten deutschen Autoren. Mit seinem Erinnerungsbuch „Beim Häuten der Zwiebel“ (2005) geriet er zuletzt in die Schlagzeilen. Sein Tagebuch von 1990 „Unterwegs von Deutschland nach Deutschland“ ist in diesem Jahr erschienen.
Am 7. Juli 2009 liest Günter Grass in der Reihe „Literatur im Stadtschloss“ aus seinem jüngsten Werk. Dieser Veranstaltung geht die Eröffnung der Ausstellung seines grafischen Werkes im Vonderau Museum Fulda unmittelbar voraus.