Das Unimog-Museum in Gaggenau erzählt in der diesjährigen Winterausstellung die „Vorgeschichte“ zur vergangenen Sommerausstellung „Unimog und MB-trac im Forst“. In der Ausstellung „Von Flößern, Harzern und Köhlern – Geschichte der Waldgewerbe im Murgtal“ werden die vielen Gewerbe vorgestellt, die den Wald in früheren Zeiten genutzt haben.
Die Wälder und ihre Bäume waren lange Zeit nicht nur Brennholz- und Nahrungslieferanten für Mensch und Tier. Überall dort, wo Wald – vor allem Nadelwald - war, traf man noch bis ins beginnende 20. Jahrhundert Kleingewerbe an, die heute nahezu unbekannt sind. Sie lieferten aber die Grundstoffe für viele industrielle Produkte, die wir sehr wohl heute noch kennen oder benutzen. So erzeugten die Rußbrenner in ihren speziell gebauten Hütten den Ruß, der bis heute die Grundlage für hochwertige Tusche genauso wie für Autoreifen darstellt. Die Harzer lieferten den Rohstoff für viele Produkte der chemischen Industrie wie Lacke, Klebstoffe, Pech und Terpentin. Köhler sorgten mit ihren vielen Kohlenmeilern dafür, dass Eisen- und Glasöfen betrieben werden konnten. All diese Gewerbe werden in der Ausstellung gezeigt.
Natürlich war das begehrte Holz im „Holzzeitalter“ auch ein wertvolles Exportgut für den Bau und als Energielieferant. Seine Gewinnung und sein Transport – bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hauptsächlich über die Bäche und Flüsse – schuf ebenfalls viele Spezialberufe wie Hauer, Wiedendreher, Floßknechte und Flößer.
Die Ausstellung zeichnet unter anderem die Geschichte der Murgschifferschaft nach, die seit dem Mittelalter Holzhandel und Sägemühlen betrieb und die bis heute den flächenmäßig größten Waldanteil im Murgtal bewirtschaftet.
Zu Ende des 18. Jahrhunderts bereiste ein junger Mann das Murgtal. Der Forstmann Karl Friedrich Jägerschmid interessierte sich für das „Murgthal: besonders in Hinsicht auf Naturgeschichte und Statistik“ – so lautet das Werk, das 1800 erschien und das in der Ausstellung im Original zu sehen sein wird. Seine detailreiche Beschreibung all dessen, was er an Handel und Wandel in den Dörfern und Wäldern des Murgtals vorfand, stellt eine der wertvollsten Quellen für die Darstellung des Lebens im, mit und vom Wald zu Beginn des 19. Jahrhunderts dar. Deshalb ziehen sich seine Schilderungen wie ein roter Faden durch die Ausstellung.
Auch heute noch gibt es viele holzverarbeitende Betriebe im Murgtal. Einige von ihnen und ihre Produkte werden in der Ausstellung vorgestellt. Darüber hinaus wird die Ausstellung ergänzt durch Sonderausstellungen historischer Stiche, von Holzkunst und von ungewöhnlichen Holzprodukten nicht nur aus dem Murgtal. Und wie immer können Kinder und Erwachsene in zahlreichen Sonderveranstaltungen mit dem Werkstoff Holz arbeiten: Es gibt Kurse fürs Herstellen von Nistkästen wie von Flöten, und die Erwachsenen können lernen, wie man Schindeln macht.