William Shakespeares "Hamlet" hat seit über 400 Jahren nichts von seiner Faszination und Aktualität für Theatermacher und Zuschauer eingebüßt. Es ist ohne Zweifel das meistgespielte Theaterstück der Weltliteratur. Der Mensch und seine Beziehungen stehen in seinem Zentrum. Doch zugleich ist es ein Stück über Theater. Als es nachweisbar 1602 zum ersten Mal in London aufgeführt wird, ist London schon eine Theatermetropole. Englische Schauspieler bringen das Stück auf den europäischen Kontinent. Mit ihrem Wirken in Deutschland nimmt das professionelle deutsche Theater seinen Anfang.
Die Ausstellung, die aus Anlass des 450. Geburtstags von William Shakespeare zunächst in München zu sehen war und jetzt in Düsseldorf gezeigt wird, basiert auf langjährigen Vorarbeiten des Theatermuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf und folgt Hamlets Spuren durch die deutsche Theaterentwicklung.
Hamlet gehört zu den Traum-, aber auch traumatischen Rollen vieler bedeutender Schauspieler. Die Liste der Hauptdarsteller gleicht einem Who is who des Theaters, birgt aber auch Überraschungen, wenn Regisseure (deutsche wie ausländische Gäste) die Rolle "gegen den Strich" besetzen. Berühmte Darsteller wie Johann Brockmann, Josef Kainz, Alexander Moissi, Gustaf Gründgens bis zu Ulrich Wildgruber, Klaus Maria Brandauer, Ulrich Tukur oder Lars Eidinger lassen die Vielschichtigkeit und die unzähligen Interpretationsmöglichkeiten des Stückes und seiner Titelfigur nur erahnen.
Auch jenseits des Theaters ist Hamlet zu einer Metapher und zu einem medialen Zeichen geworden. Bearbeitungen, Verfilmungen, Comics, Mangas und sogar Bilderbücher transportieren das Bild des Dänenprinzen in alle Köpfe und zeugen von der ungebrochenen Kraft des Theatermythos.
Wie das Theater zum Seismographen der Zeit geworden ist, die nach Hamlet "aus den Fugen ist", machen unterschiedliche Interpretationen (allein 90 deutsche Übersetzungen sind bekannt) und Regieansätze vom 18. Jahrhundert bis heute. Aktuelle Inszenierungen wie die von Leander Haussmann, Volker Lösch, Jan Klata oder Luc Perceval werden durch Einblicke in Inszenierungen aus der Goethezeit oder Regiearbeiten von Max Reinhardt, Gustaf Gründgens, Karl Heinz Stroux, Peter Zadek, Hans Günther Heyme oder Jürgen Gosch kontrastiert und lassen künstlerische Entscheidungsprozesse erfahrbar und nachvollziehbar werden.
Das Stück bietet Gelegenheit, das Theater und die Rollen, die wir alle spielen, kennen zu lernen, und die Auseinandersetzung mit den Kunstmitteln des Theaters leistet einen wesentlichen Beitrag zur kulturellen Bildung für aktuelle und zukünftige Theaterzuschauer.