Frank Wedekinds Kindertragödie „Frühlings Erwachen“ zählte Anfang des 20.Jahrhunderts zu den skandalträchtigsten Dramen seiner Zeit. 1891 geschrieben, aber erst 1906 uraufgeführt, versuchte es Konflikte, Träume und Abhängigkeiten pubertierender Jugendlicher offen und schonungslos darzustellen und ein Signal gegen die repressive und leistungsfixierte Erwachsenenwelt des wilhelminischen Reiches zu setzen. Wedekind selber hat sein Stück in einem Brief als einen Versuch bezeichnet, „die Erscheinungen der Pubertät bei der heranwachsenden Jugend poetisch zu gestalten…, um derselben, wenn möglich bei Erziehern, Eltern und Lehrern zu einer humaneren, rationelleren Beurteilung zu verhelfen.“
Vom September 2016 bis April 2017 arbeiteten Künstler aus den Bereichen Sprechtheater, Tanztheater und Bühnenbild/Bildende Kunst mit den Kindern und Jugendlichen im Theatermuseum.
Ziel war es dabei nicht, das Stück als solches zu inszenieren, sondern die Teilnehmer zur Entwicklung von eigenen Arbeiten und Szenen zu Fragestellungen wie erste Liebe, Leistungsdruck, das Erwachsenwerden, Aufklärung und sexuelle Orientierung, Lebensfreude oder Generationenkonflikt anzuregen, ihre eigenen Pubertätserfahrungen einzubringen und über ihren Alltag, ihre Wünsche und Sehnsüchte zu reflektieren. Grundlage der theatralen Umsetzungen waren in erster Linie freie Improvisationen der Schüler und Schülerinnen, aus denen sich im Laufe der Zeit kleine Minidramen entwickelten.
Daneben konnten auch Klassen in den Unterrichtsfächern Deutsch, Kunst und Sport sowie die Big Band der Schule gewonnen werden, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen und die Themen des Stückes in andere Kunstgattungen zu übertragen. Verfasste und eingesprochene Liebesgedichte, surrealistische Traumcollagen, Arbeiten zum Thema „Identität“, eigene Choreographien und Filme sowie Installationen zum Thema „Frühling“ ließen das Projekt zu einer einzigartigen Performance- und Kunstcollage werden, deren Ergebnisse nun in einer Ausstellung zusammengefasst wurden.
Ein „Making-of“ gibt Einblicke in den Entstehungsprozess und zeigt die Dokumentation der fünf entwickelten Minidramen, die am 1. April 2017 mehreren hundert Besuchern live gezeigt wurden.