© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Stiftung Moritzburg - Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt


Friedemann-Bach-Pl. 5
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 21 25 90
Homepage

Öffnungszeiten:

Di 10.00-19.00 Uhr
Mi-So 10.00-18.00 Uhr

Einar Schleef. Ich bin ein anderer in mir. Lebensorte

23.10.2011 - 15.01.2012
Die Ausstellung anlässlich des 10. Todestages von Einar Schleef (1944-2001) öffnet mit nahezu 100 Arbeiten ein weiteres Mal den Bildernachlass, der sich seit 2004 in der Stiftung Moritzburg befindet. Sie nähert sich dem Leben des Künstlers über Bilder, die sich auf einzelne Orte seines Schaffens beziehen. Das sind vor allem: Sangerhausen und das landschaftliche Umfeld sowie Berlin-Weißensee, wo Schleef 1964 sein Studium aufnahm und bis 1976 an verschiedenen Theatern tätig war. Bedeutungsvoll war Frankfurt / Main als die Stadt, in der Schleef ab 1986 wieder inszenieren konnte. Zwischen 1984 und 1997 reiste er mehrmals in die USA. In diesem Zeitraum entstanden auch die Ferienbilder aus Dänemark. Wichtigster Lebensmittelpunkt blieb seine Charlottenburger Wohnung in der Nußbaumallee 24, wo der Künstler seit 1978 bis zu seinem Tod lebte. Schleef beginnt mit einem Studium der Malerei, wird in der Folge aber auch als Fotograf, Bühnenbildner, Regisseur und Schriftsteller arbeiten, um sein Werk als Universalkünstler von internationalem Rang zu verwirklichen. Über alle Schaffensumbrüche hinweg hat er sein Leben lang gezeichnet. So bieten die Papierarbeiten zum Thema »Lebensorte« eine Begegnungsgeschichte, die zugleich als Werkgeschichte lesbar wird. Die Blätter machen die Folgerichtigkeit dieses Lebens durch die Folgerichtigkeit des Schaffens sichtbar. Am Anfang stehen Motive der Außenwelt: Stadtbilder, Landschaften, Porträts, Interieurs und Stilleben, die Schleef in stilistisch souveräner Weise bewältigt. Nach seiner Übersiedlung in die BRD 1976 entfallen mit der Heimat auch die vertrauten Gegenstände und Ansichten. In seinem Werk setzt eine alle Schaffensbereiche durchdringende Erinnerungsarbeit ein. Mit dem Blick wechseln auch die Perspektiven. Das Auge sucht nicht mehr, es richtet sich nach innen und in die Nähe seines privaten Umfeldes. Schleef zeichnet jetzt in einem rauen Skizzierstil, der alles Elegante der Anfänge auslöscht. Sein Satz: »Ich bin ein anderer in mir« weist auf dieses Exilantengefühl einer umfassenden Fremdheit. In der Ausstellung kann der Lebensweg chronologisch abgeschritten, aber auch durchkreuzt werden. Dabei ergeben sich zwischen den Stellwänden Binnenräume, die den großen Zusammenhängen gelten: Berlin (Ost) und Berlin (West). An der Stirnwand sieht man Studien zur Bilderfolge »Klage« mit den Telefonzellen, die als Symbol der Verbindungssuche zum Motiv der epochalen Trennung überleiten - der Berliner »Mauer«. Den Abschluss bilden Außen-Stationen dieses Lebens, die Bilder aus Frankfurt / Main, daneben Blätter zu seinen USA-Besuchen, zuletzt Zeichnungen und Aquarelle, die an den Küsten Dänemarks entstanden. Das Frühwerk mit den Motiven aus Sangerhausen steht gesondert im Hintergrund, weil von dort alle Fäden ausgehen und der Ort seiner Herkunft zugleich der zentrale Bezugspunkt des Gesamtschaffens bleibt.

KULTURpur empfehlen