13.10.2008 - 26.06.2009
Das neue Kollegprogramm der Stiftung Bauhaus Dessau wird sich mit der städtebaulichen und architektonischen Moderne der Nachkriegsära beschäftigen. Dabei geht es nicht nur um eine transdisziplinäre Erweiterung der bisherigen architekturhistorischen Betrachtungsweise, die den Blick auf die komplexen internationalen Austauschbeziehungen und Netzwerke öffnet.
Ziel des Bauhaus Kollegs ist eine kreative Neubewertung einer Moderne, deren Strukturprobleme bis in die Gegenwart reichen. Im Zentrum der transdisziplinären Auseinandersetzung steht eine Periode, in der die Utopien und Ideen der frühen modernen Bewegung- zu der das Bauhaus gehörte- nicht nur ihre internationale Verbreitung sondern auch Realisierung erlebten. Im Zuge von Wohlfahrtsstaat und Konsumgesellschaft eröffneten sich für Architektur und Städtebau neue Wirkungsfelder. Der „Charta von Athen“ (1943) folgten nicht nur viele Wiederaufbauaktivitäten in den Städten West-und Osteuropas – auch im aussereuropäischen Kontext entwickelte sich das Modell der funktionalen Stadt zum Leitbild nationaler Modernisierungsprogramme. Hier lässt sich ein Transfer von Ideen, Utopien,Typologien und Formen beobachten, der heutigen Globalisierungsschüben vergleichbar ist. Das neue Programm des Bauhaus Kollegs wird sich anhand der zentralen Wirkungsfelder des modernen Städtebaus wie Wohnen, Mobilität, Städtebau und Freizeit mit der Frage befassen, was eine Aktualisierung dieser modernen Anordnungen heute bedeutet. Lässt sich die „Stadt von morgen“ heute noch weiterbauen? Wohnen galt als eines der Hauptthemen der internationalen Moderne- die Standards der CIAM fanden in den Superblocks und Großsiedlungen der Nachkriegsmoderne international ihre Anwendung. Auch wenn mit den brennenden Banlieus oder den verfallenen Mikroraions inzwischen das Scheitern einer sozial disziplinierenden Moderne vorgeführt wird, so zeigen die Bilder auch, dass viele der Strukturprobleme, die die Moderne vor 50 Jahren adressiert hat, bis heute ungelöst sind. Wie diese (alt)modernen Strukturprobleme weiter zu bearbeiten wären, ist eine herausragende gestalterische Frage, die im Bauhaus Kolleg aufgegriffen werden soll. Aktualisierung meint neben einer kritischen Reflektion auch den Blick auf aktuelle Entwicklungen globaler Modernisierungen des Raumes zu lenken: Heute liefern riesige Apartmentblockanlagen international gesicherten Standard für die neuen Mittelklassen in der Türkei, China oder Indien und scheinen sich bis auf die Einrichtungen zu gleichen- dieses internationale Modell des „global home“, wie viel hat es mit dem „International Style“ der 60er Jahre gemeinsam und was sind die Unterschiede zwischen der internationalen und der globalen Moderne?