Thüringen ist als eine der deutschen „Spielzeuglandschaften“ weithin bekannt. Das Herz der thüringischen Spielzeugindustrie schlug für fast drei Jahrhunderte in Sonneberg. 1735 wird in einer Beschreibung der Stadt erstmals Spielzeug als Handelsgut erwähnt. Man exportierte die geschnitzten und gedrechselten „Kinderwaaren“ bereits zu dieser Zeit in viele Orte des Welthandels sowie „in alle vornehmen Handelsstädte in Teutschland“. Mit Verlag und Hausindustrie begann sich die für die Spielzeugherstellung charakteristische Produktionsweise herauszubilden. Die weitere Entwicklung vollzog sich im Wechselspiel technischer Innovationen und wirtschaftlicher Impulse.
So fand ab 1740 eine erste plastische Masse, der Teig, für die Herstellung von Spielzeug Verwendung. 1805 ebnete der innovative Werkstoff Papiermaché den Weg zur seriellen Produktion. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Spielzeugindustrie über den gesamten Sonneberger Wirtschaftsraum. Im schnellen Reagieren auf Modeneuheiten und mit konkurrenzlos niedrigen Preisen eroberten die Sonneberger Verleger (Großkaufleute) den Weltmarkt. In den Jahren um 1910 kamen nahezu vierzig Prozent der deutschen Spielzeugproduktion aus Sonneberg. Nach dem Ersten Weltkrieg errichteten US-Importhäuser mit stadtbildprägenden Gebäuden ihre Filialen in Sonneberg. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sollte sich Sonneberg erneut zu einem Zentrum der Spielzeugindustrie entwickeln. Im Ergebnis eines staatlich gelenkten Prozesses entstand das Kombinat Spielwaren der DDR mit Sitz in Sonneberg, das ab 1981 nahezu die gesamte Spielzeugindustrie des kleinen Landes lenkte.
Die Ausstellung zeigt typische Erzeugnisse der Sonneberger Spielzeugproduktion. Die Auswahl reicht von den Pferdlein, Hirschlein und Docken, wie sie das 18. Jahrhundert kannte, bis zum vielgestaltigen Spielzeug des 19. Jahrhunderts. Sie umfasst Puppen und Holzspielzeug aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und schließt das technische und figürliche Spielzeug aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Darüber hinaus werden markante Erzeugnisse aus anderen thüringischen Herstellungsorten vorgestellt, sei es der begehrte Anker-Steinbaukasten aus Rudolstadt, Puppen aus dem Raum Waltershausen oder Spielzeug aus Bad Kösen, das sich Käthe Kruse zum Herstellungsort ihrer Puppen erwählte. Ein großer Teil der Exponate stammt aus dem Fundus des 1901 gegründeten Deutschen Spielzeugmuseums, ergänzt um eine Auswahl seltener und kostbarer Puppen aus der Sammlung Christiane Gräfnitz.