Der angeblich drohende Weltuntergang, ein nahe der Erde explodierender Komet – die Geschichte spielt in einem Fantasieland: Breughelland. Dort erscheint der Große Makabre Nekrotzar und verkündet das Ende der Welt. Ob er das ernst meint oder nicht, ist kaum herauszufinden. Fakt ist, dass die Bewohner des bedrohten Territoriums alles daransetzen, die verbleibende Zeit so gut wie möglich auszunutzen für all die sinnlichen Vergnügungen des Lebens. Nackte Existenzangst und Panik stehen dabei neben dem erotischauskostenden Genuss.
Ligetis abendfüllendes Bühnenwerk „Le Grand Macabre“ entstand zwischen 1974 und 1977 nach dem Schauspiel „La Ballade du Grand Macabre“ des Belgiers Michel de Ghelderode (1898 - 1962). György Ligeti (1923 - 2006) war von de Ghelderodes Stück fasziniert: „Es war für meine musikalisch- dramatischen Vorstellungen wie geschaffen: ein Weltuntergang, der dann gar nicht wirklich stattfindet, der Tod als Held, der aber vielleicht nur ein kleiner Gaukler ist, die kaputte und doch glücklich gedeihende, versoffene, verhurte Welt des imaginären ‚Breughellandes‘“. Die Uraufführung fand 1978 an der Königlichen Oper Stockholm statt. Die von Ligeti selbst überarbeitete Fassung, die auch Grundlage der Chemnitzer Produktion sein wird, war erstmalig 1997 während der Salzburger Festspiele zu erleben.
Die absurd-respektlose Persiflage eines Jüngsten Gerichts ist auch musikalisch von der Parodie geprägt. Das klassische Orchester ist um viel Schlagwerk und Tasteninstrumente erweitert. Es beginnt mit einer Autohupen-Ouvertüre, stellt Slapstick und Improvisiertes neben komplexe Reihenstrukturen und Cluster- bildungen und schreckt nicht vor lustvoll geäußerten Derbheiten zurück.
Die Gestaltung des Bühnenbildes hat der international angesehene Maler und Bildhauer Georg Baselitz übernommen, der sich selbst als „Fan von Ligeti“ bezeichnet. Nach „Punch und Judy“ 1993 in Amsterdam ist das seine zweite Arbeit für die Bühne. Die Kostüme entwirft der Berliner Künstler John Bock. Regie führt der junge englische Regisseur Walter Sutcliffe, der in den letzten Jahren mit Inszenierungen u. a. an der Oper Frankfurt, der Estnischen Nationaloper, am Landestheater Linz, an der Dicapo Opera New York sowie beim Klangbogen-Festival in Wien auf sich aufmerksam machte.