Die Kunstsammlungen Chemnitz präsentieren über 200 herausragende Werke der Künstler Franz Mon und Carlfriedrich Claus. Die Ausstellung widmet sich der ungewöhnlich engen und produktiven Freundschaft zwischen Claus und Mon und stellt die Künstlerfreunde mit jeweils rund 100 Kunstwerken vor.
1959 hatten Carlfriedrich Claus und Franz Mon (vermittelt durch den gemeinsamen Freund Bernard Schultze) den Briefkontakt zueinander aufgenommen, der mit Unterbrechungen bis 1997 bestand. Die etwa 320 Briefe, die sie sich während des Zeitraums von rund 40 Jahren schrieben, waren mit zahlreichen Anlagen versehen: mit Arbeitsproben aus der eigenen Werkstatt, Fotografien oder Katalogen und Büchern zum eigenen Werk und zum Schaffen befreundeter Künstlerkollegen. Viel Raum nahmen immer wieder künstlerische Reflexionen ein, die sowohl die eigene Arbeit als auch die des Künstlerfreundes betrafen. Kunstwerke, die sich beide gegenseitig widmeten, machen aktuelle Kunstströmungen, zum Beispiel die Einbeziehung von Schrift in die bildende Kunst seit den 1960er Jahren oder die Vernetzung der Gattungen und Disziplinen sichtbar.
Überraschen zunächst formal ähnliche Experimente aus einer Zeit, bevor sich beide kannten bzw. im Briefwechsel standen, lässt sich anhand zahlreicher späterer Werke nachverfolgen, wie sowohl Carlfriedrich Claus als auch Franz Mon ihre jeweilig spezielle Handschrift entwickelten. Sie stellen als „Sprachblätter“ und „visuelle Texte“ höchst originelle und eigenständige Beiträge zur visuellen Poesie in der Gründungsphase dieser Kunstrichtung dar. Originalbriefe und Dokumente zeigen, wie unmittelbar die künstlerischen Experimente reflektiert und diskutiert wurden.
In diese Künstlerfreundschaft wirkten auch immer wieder zeitgeschichtliche Faktoren hinein. Die Observierung durch den Staatssicherheitsdienst der DDR zeigt sich, wenn mehrfach Post beschlagnahmt oder Ausstellungsbeteiligungen von Carlfriedrich Claus verboten und weiterführende Kontakte unterwandert wurden.
Im Arbeits- und Freundschaftsverhältnis zwischen beiden war es zunächst Franz Mon, der sich für den in der DDR völlig isolierten Künstlerkollegen einsetzte. Er schlug ihn für Ausstellungenwie die Internationale Schau „Schrift und Bild“ 1963 in Amsterdam und Baden-Baden vor und publizierte ihn früh („Notizen zwischen der experimentellen Arbeit – zu ihr“, Frankfurt am Main, Typos-Verlag, 1964). In den späten 1970er und 1980er Jahren, als sich das kulturpolitische Klima innerhalb der engen Grenzen der DDR so weit normalisiert hatte, dass nicht nur internationale, sondern auch experimentelle Kunstprojekte in einem – wenn auch begrenzten – Rahmen möglich wurden, bezog Carlfriedrich Claus umgekehrt den Künstlerfreund und -kollegen regelmäßig in von ihm konzipierte Ausstellungen („figura 3 zyklen“ Leipzig 1982) und Programme (Salut Chlebnikow, Lindenau Museum Altenburg 1985) ein. Nach 1990 kulminierte die fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit beider in einer Reihe gemeinsamer Ausstellungsbeteiligungen und Projekte.
Die Kunstsammlungen Chemnitz bewahren in der Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv den Gesamtnachlass des Ausnahmekünstlers. Ein ambitionierter Katalog, der den gesamten über 300 Briefe umfassenden Briefwechsel beider Künstler vorlegt, erscheint anlässlich dieser Ausstellung und ermöglicht weiterführende Lektüre dieses hochinteressanten Gedanken- und Ideenaustauschs.