Allen Jones (*1937 in Southampton) ist einer der Hauptvertreter und Mitbegründer der britischen Pop-Art. Mit seinen unkonventionellen, provokativen Werken prägte der britische Künstler in den 1960er- und 1970er-Jahren radikal die moderne Kunst.
Bereits seine frühen Arbeiten beschäftigen sich mit der weiblichen Gestalt, hier noch häufig gemeinsam mit dem männlichen Gegenpart dargestellt, wie in seinen Arbeiten Man Woman (1963) oder Hermaphrodite (1963). Sie stellen einen Versuch dar, die bisexuelle Natur der menschlichen Seele miteinander zu versöhnen. Die miteinander verschmolzenen Paare bilden dabei Metaphern des kreativen Akts und der ganzheitlichen Synthese.
Ein wichtiger Schritt hin zur Entwicklung seiner späteren Formensprache vollzog sich während seines Aufenthalt in New York von 1964-65. Hier erlebte die amerikanische Pop-Art gerade ihren Durchbruch. Bereits einige Jahre zuvor begegnete Jones erstmals der jungen Kunstströmung und war begeistert von ihrer Ausdruckskraft. In New York entdeckte er außerdem den reichen Bildervorrat erotischer, sexuell konnotierter Illustra- tionen, wie sie u. a. in Bestellkatalogen, Hochglanzzeitschriften, Werbeanzeigen und auf Merchandising-Produkten der 1940er- und 1950er-Jahre zu finden waren. Diese stereotypen, bislang nicht bildwürdigen Darstellungen des weiblichen Körpers verwendete er, um eine neue, unkonventionelle und irritierende Bildsprache zu entwickeln. Von nun an konzentrierte sich Jones auf provokant-erotische Sujets, die er in der graphischen Formensprache der Pop-Art umsetzte. Für großes Aufsehen und Widerstand sorgten schließlich 1969 seine berühmten Furniture Sculptures – lebensgroße zu Möbeln umfunktionierte, realistisch wirkende Frauenfiguren aus Fiberglas und Stahl.
Die 1970er-Jahre standen im Zeichen der Auseinandersetzung mit weiteren künstlerischen Disziplinen. Jones entwarf u.a. Ausstattungen und Kostüme für Bühnenrevues sowie die Kostüme und das Set-Design für die Fernsehproduktion Männer wir kommen! des Westdeutschen Rundfunks mit Senta Berger. Neben seinen zahlreichen Gemälden und Lithographien blieb Allen Jones auch in den folgenden Jahrzehnten seiner Liebe zur Dreidimensionalität treu. Ab den 1980er-Jahren schuf er zahlreiche monumentale Arbeiten für den öffentlichen Raum, die in kleineren Varianten aus gebogenen Hölzern oder Metallen auch im musealen Raum ihren Platz finden.
Bei Betrachtung seines über 50jährigen Werks wird deutlich, dass der Künstler während seines gesamten Schaffens vor allem ein Ziel verfolgt: Das Bild von der (Lein)wand weg in den Raum hinein zu entwickeln. Dabei untersucht er kritisch und persiflierend den Lifestyle unserer modernen Gesellschaft, dominiert von Massenmedien, Massenkonsum und Vergnügen. Eines seiner Lieblingsmotive ist bis heute die weibliche Gestalt – insbesondere ihre Beine – sowie die leidenschaftliche, erotische Interaktion zwischen Mann und Frau. Seine lyrischen, farbintensiven Kompositionen beinhalten oftmals Elemente der Performance, wie zum Beispiel den Tanz und das Kabarett.