08.05.2009 - 21.06.2009
Zu den herausragendsten Künstlern, die sich in unserer
Region niedergelassen haben, zählt ohne Zweifel Wilhelm
Neufeld, der 2008 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Sein künstlerischer Rang ist Anlass, sich an ihn zu erinnern:
die Städtische Galerie Traunstein und die Galerie im Alten
Rathaus in Prien widmen ihm deshalb große Ausstellungen.
Wilhelm Neufeld, der nach dem Krieg in Chieming wohnte,
schuf nicht nur als Maler und Bildhauer ein beeindruckendes Werk. Herausragende Bedeutung wird auch seinem Schaffen im Bereich der Gebrauchsgrafik und vor allem als unverwechselbarer, herausragender Pressendrucker und Buchkünstler zuteil. In der 1979 gegründeten Methusalem-Presse entstanden kostbare, bibliophile Bände. Seine Holzschnitte und Lithographien
sind Zeugnis einer künstlerischen Meisterschaft, die 1995 mit der Verleihung des angesehenen Gutenberg-Preises für buchgraphische Gestaltung der Stadt Leipzig belohnt wurde. Wilhelm Neufeld setzte sich zeitlebens mit einem überschaubaren bildlichen und inhaltlichen Themenkreis auseinander. Dazu zählen das Interesse an der griechischen Antike und Mythologie, am klassischen Literaturkanon und die Liebe für eine folkloristische Ornamentik.
Die mit zunehmendem Alter immer reduziertere, sich
nahezu auf den Kontrast von Linien und Flächen beschränkende Formensprache Wilhelm Neufelds, die trotz extremer Stilisierung und Abstraktion immer dem Figürlichen verpflichtet bleibt, lässt die Sujets zu Chiffren des geistigen Ideals einer Einfachheit und Einheit alles Lebendigen gerinnen.
Die Traunsteiner Ausstellung, deren Titel Urworte. Orphisch
sich auf Goethes gleichnamige lyrische Stanzen bezieht,
wird mit Leihgaben aus privater und öffentlicher Hand
bestückt sein. Der größte Teil der Exponate stammt aus
dem Besitz von Marie-Luise und Gerhard Meckbach. Die
Präsentation soll mit dazu beitragen, dass Wilhelm Neufeld
als ein wichtiger Künstler über seinen 100. Geburtstag
hinaus in Erinnerung bleibt.