20.08.2009 - 25.10.2009
Die Kategorie der Zeit ist in vielen Bedeutungsebenen anwesend im Werk des Berchtesgadener Künstlers Martin Rasp (*1940). Er findet, sucht und sammelt das Material für seine künstlerische Arbeit an den eher abseits gelegenen Schauplätzen unserer Welt. Banale, alltägliche Gegenstände, die aus dem Konsumentenkreislauf als unbrauchbar ausgeschieden oder als Fundstücke in der Natur aufgelesen werden, fügt Rasp zu Materialarrangements zusammen, die auf verrätselte Weise
die Geschichte ihrer bisherigen Existenz in sich gespeichert
haben. Abgeschliffene Flusskiesel, helles Schwemmholz, weggeworfenes Papier, Tierknöchelchen, Federn und unnützen Zivilisationsmüll kombiniert Rasp derart feinsinnig
und kunstvoll mit Zeichnungen, Schriften und Fotografien, dass die Bilddetails eine Verwandlung durchlaufen:
Aus unbeachteten Einzelteilen werden symbolträchtige Gegenstände mit auratischem Charakter, die den Betrachter zu einer Beschäftigung mit den existentiellen Fragen des Menschseins auffordern.
Diese stets in schwebend leichter Andeutung bleibende Kunst bietet der Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, Reinen und Echten einen Resonanzraum. Zu Bedeutungsträgern sind im OEuvre von Martin Rasp das Flugzeug und das Boot geworden, denen er sich in vielen Variationen und Interpretationen widmet. Im Kunstraum Klosterkirche wird eines dieser Gefährte, die reich an Poesie und verborgener Geschichte sind, einen Aufenthalt haben. „Meine Flugobjekte können alle nicht fliegen, aber sie wünschen es sich. Deshalb versuchen sie es immer wieder“, sagt der Künstler und nimmt den Betrachter mit in eine Dingwelt, die so voller poetischer und kontemplativer Ausstrahlungskraft ist, dass der Phantasie des Ausstellungsgastes allemal Flügel wachsen.