Die von dem Berliner Maler Maik Wolf kuratierte Ausstellung „Kalte Rinden – Seltene Erden“ verbindet zwölf individuelle Ansätze und Positionen der Gegenwartskunst, die den Bildinhalt der Landschaft zum zentralen Objekt ihrer künstlerischen Arbeit gemacht haben.
Es handelt sich um die erste groß angelegte Gemeinschaftsausstellung, die zeitgleich im Märkischen Museum in Witten und im Stadtmuseum Hattingen noch bis zum 11. November gezeigt wird.
An beiden Orten wird jeweils eine Teilauswahl der insgesamt zwölf jungen und etablierten Künstler gezeigt, die – einander ergänzend – das Thema der Landschaft bzw. das Sujet der Landschafts-malerei aufgreifen, es im zeitgenössischen Kontext thematisieren und mithin in andere Medien wie Malerei, Plastik, Installation, Film und Videoprojektion übertragen.
In Hattingen vertreten sind Arbeiten der Künstlerinnen Mariele Neudecker und Yehudit Sasportas, Valérie Favre, sowie der Künstler Sven Drühl, Elger Esser, David Schnell, Maik Wolf und Michael Kunze
So unterschiedlich die gewählten künstlerischen Ausdrucksformen – mit dabei sind u.a. großformatige Malereieien auf unterschiedlichen Malgründen wie Leinwand und Holz, Linoldrucke und Videoinstallationen - ihnen gemeinsam liegt das Interesse zugrunde, die Grenzen der jeweiligen Gattung auszuloten. Im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses steht bei allen Beteiligten die Frage, welche Darstellungsformen der Landschaft unter heutigen Bedingungen möglich sind.
Auch wenn es angesichts der individuellen Ansätze dieser Künstlerinnen und Künstler nicht unmittelbar auf der Hand liegt, so lässt sich „Kalte Rinden – Seltene Erden“ dem Geist der klassischen Romantik verwandt einordnen: Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten sind durch die Vorstellung einer zerbrechenden Wirklichkeit geprägt, ein Riss geht durch die ganze Welt.
So geht es den Künstlerinnen und Künstlern letzten Endes weniger um einen dem Grunde nach nicht greifbaren und darstellbaren Gegenstand, den es in der Realität nicht gibt, sondern vielmehr um eine Projektionsfläche für über die Wirklichkeit hinausreichende Sachverhalte. Die Landschaft dient nicht länger als reiner Bildinhalt und Bedeutungsträger, sondern ist primärer Gegenstand der Analyse und Reflektion.
Entsprechend heterogen erscheinen darüber hinaus die individuellen Erkenntnisinteressen der Künstler: Wird einerseits verstärkt der Begriff und die Konzeption von Landschaft auf die Tauglichkeit für die Behandlung gegenwärtiger Fragestellungen untersucht, so überprüfen wiederum andere diese auf ihre mediale Tragfähigkeit oder untersuchen, auf welcher Grundlage Vorstellungen und Bilder überhaupt entstehen: Die veränderten Sicht- und Arbeitsweisen der Gegenwart erlauben es zudem, bei der Suche und der Konstruktion von Landschaft verstärkt auch Technik und Herstellungsverfahren als zentralen Gegenstand des künstlerischen Prozesses zu verstehen.
Daher können die hier vorgestellten Werke kaum mehr als Landschaftsdarstellungen im konventionellen Sinne betrachtet werden. Die Befreiung der Landschaft von ihrer Abbildfunktion akzeptiert Natur nicht mehr als Norm, sondern weist ihr die Rolle einer nach individuellem Ermessen eingesetzten Folie zu. So wird das Motiv der Landschaft vor allen Dingen zu einem Anlass künstlerischer Aneignung und Neuinterpretation.