13.06.2009 - 30.08.2009
Mit dem Antarktisvertrag (1959), der territoriale Ansprüche bis auf weiteres auf Eis gelegt hat, wurde auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges ein mustergültiges Abkommen geschaffen, das bis heute eine Schlüsselstellung in der globalen Umwelt- und Friedenspolitik innehat. Als einziger Erdteil kennt die Antarktis keine militärischen Waffen, keine wirtschaftliche Nutzung und kein Eigentum an Grund und Boden; ja nicht einmal die reichlich vorhandenen Bodenschätze dürfen ausgebeutet werden: utopische Zustände also. Obschon von den Umweltsünden der restlichen Welt betroffen, befindet sich der Südkontinent aber weitgehend noch im Zustand der Unschuld und Erhabenheit. Es ist das Land vor dem Sündenfall und vielleicht das letzte große Versprechen an die Menschheit, nachdem die Tropen ein Stück ihrer paradiesischen Anmut eingebüßt haben.
Dieser Nullpunkt der Kultur eignet sich bestens für ein intellektuelles und künstlerisches Nachdenken über die Welt: Leere, Stille, Abgeschiedenheit, aber auch Reinheit, Klarheit, Frieden, Spiritualität und Uneigennützigkeit sind einige der existentiellen Kategorien, die in der transzendentalen Antarktis zu thematisieren wären. Die Künstler der Ausstellung setzen dort an, wo die Wissenschaftler mit ihren Messungen nicht hinreichen und erlauben somit eine neue, frische Lesart dieses neuralgischen Punktes der Erde.
Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem Goethe Institut in Rio de Janeiro. Die an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstler zeigen ausschließlich Videos und Filme, die in der Antarktis entstanden sind.