04.02.2012 - 09.04.2012
Warum zeichnen in einer Welt und einer Zeit, die längst als das digitale Zeitalter bezeichnet werden kann? Zeichnung kann alles sein: Dokumentation, Porträt, Studie nach der Natur.
Fantasiegebilde, Skizze oder nur gedankenloses Notat auf einem alten Fetzen Papier. Die Zeichnung - oder besser noch: Arbeit auf Papier - hat sich als autonomes Kunstwerk schon seit langem etabliert. Sie bleibt dabei vor allem eines: Seismograph des künstlerischen Selbst und damit nicht nur Abbild der Reflexionen von Welt, sondern auch eine Facette des Spiegelbildes vom eigenen Inneren.
Berlin ist die Kunstmetropole Nr. 1 in Deutschland und sucht in Europa ihresgleichen. Selbst global gesehen gibt es kaum eine internationale Stadt, die so bunt, so schillernd, so überbordend an Ideen ist und eine so große Faszination ausübt - auf Künstlerinnen und Künstler, aber auch auf Galeristen und Sammler. Die Kunstszene wächst dort stetig, und die Museumslandschaft profitiert enorm von dem Aufschwung.
Die Ausstellung in der Stadtgalerie Kiel nimmt diese künstlerische Kraft zum Anlass, die unterschiedlichsten Positionen im Medium Papier zu befragen und vorzustellen. Sie deckt mit 22 Positionen ein breites Spektrum an künstlerischen Stilen ab. Dabei wurde eine Zeitspanne in den Blick genommen, die nahezu fünfzig Jahre umfasst; es wurden Arbeiten aus den 1960er Jahren - mit aktuellen Überarbeitungen - ebenso zugelassen, wie frisch aus den Ateliers kommende Werke, deren Urheber erst in den 1970er Jahren geboren worden sind.
Die Auswahl ist selektiv und ein Ausschnitt von vielen anderen Möglichkeiten. Sie beansprucht dennoch für sich, einen Spiegel zu liefern über die künstlerische Szene in Berlin. So wird die Befragung der Zeichnung zu einem Gleichnis der zeitgenössischen Kunst, zu einem immer noch wegweisenden Instrumentarium, sich künstlerischer Reflexion zu nähern.