Eine Meister-Sammlerin war Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) in doppeltem Sinne, denn sie trug Werke älterer und neuerer Meister zusammen, und sie tat dies in meisterlicher Weise – mit großen Kenntnissen und erlesenem Geschmack, Geschick und guten Beziehungen. Durch ihre bedeutenden Erwerbungen begründete sie den internationalen Ruf, den die Karlsruher Sammlung niederländischer und französischer Malerei genießt. Ein Großteil der über 200 Gemälde, die sie kaufte, gehört noch heute zum Bestand der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, darunter Meisterwerke von Teniers und Rembrandt, Vernet und Chardin. Dieser Bilderschatz wird nun vollständig gezeigt, teilweise in den prachtvollen historischen, frisch restaurierten Rahmen. Als Leihgaben kehren andere Gemälde aus Karoline Luises Besitz nach Karlsruhe zurück, so etwa ein grandioses Porträt von Anton van Dyck (Washington), ein dramatischer „Seesturm“ von Willem van de Velde (London), die anmutige Darstellung einer Köchin von Gabriel Metsu (Madrid) und ein üppiges Blumenstillleben von Maria van Oosterwyck (Denver).
Die zeitgenössischen Künstler François Boucher und Jean-Etienne Liotard, der Karoline Luise in der Pastellmalerei unterrichtete, sind durch signifikante Werke vertreten. Die Markgräfin schätzte den nüchternen Realismus Liotards und der Niederländer ebenso wie das verspielte Rokoko und den aufkommenden Klassizismus. Eine besondere Vorliebe hatte sie für sehr fein ausgeführte Gemälde, die sie gerne eigenhändig kopierte.
Der gebildeten, aufgeklärten und überaus regsamen Markgräfin ist es zu verdanken, dass die Stadt Karlsruhe schon fünfzig Jahre nach ihrer Gründung europaweit als ein Ort der Wissenschaften und Künste anerkannt war. Sie pflegte die Verbindung zu zahlreichen bedeutenden Menschen ihrer Zeit, und so begegnet man in der Ausstellung, in der rund 130 Leihgaben aus zahlreichen Museen Europas und der USA zu sehen sind, der Kaiserin Maria Theresia, dem Philosophen Voltaire, der Kunstfreundin und königlichen Mätresse Madame de Pompadour, dem Botaniker Linné, dem Kunstagenten Jean-Henri Eberts und dem Sammler Comte de Vence. Mit analytischem Verstand und ästhetischem Empfinden sammelte Karoline Kunst, aber auch Porzellan und Naturalien – Bereiche, die in der Ausstellung durch hervorragende Beispiele ebenfalls anschaulich werden.