Die gegenwartszentrierte Ausstellung zeigt das heutige Bestehen der Kooperative als gelebte Kritik an der Warengesellschaft, die eine eigenständige Lebensform hervorgebracht hat. Die Ausstellung ist in vier verschiedene Themenfelder gegliedert, welche die wichtigsten Bereiche von Longo maï aufnehmen und für die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher attraktiv aufbereiten. Da die Kooperative ohne ihre über vierzigjährige Geschichte nicht verstanden werden kann, sind in allen Themenbereichen historische Objekte ausgestellt.
Gerade an den einzelnen Etappen lassen sich spannende Entwicklungen feststellen, die für die Besucher den Wandel der Kooperativen in den letzten Jahrzehnten deutlich machen. Durch diese Darstellung entsteht ein umfassendes Porträt der selbstverwalteten Kooperative Longo maï. Als klassische Museumsausstellung konzipiert, sollen in der Ausstellung zahlreiche Originalobjekte gezeigt werden: Filmische Dokumente, Plakate und Schallplatten aus der Vergangenheit gehören ebenso dazu, wie aktuelle Fotografien und Gegenstände aus den Kooperativen, Interviews und Filmdokumente mit Mitgliedern von Longo maï.
Erst mit der Nähe zu den Personen kann ein differenziertes Porträt der Kooperative Longo maï gezeichnet werden. Die Ausstellung bietet nicht bloss Anschauung eines in sich abgeschlossenen Modellversuchs, sondern lädt die Besucher innen und Besucher ein, sich über Möglichkeiten und Grenzen dieses gelebten Experiments selbst ihre Gedanken zu machen. Sie soll jedoch nicht fertige Lösungsansätze für die gesamte Gesellschaft präsentieren, sondern die Besucherinnen und Besucher zu eigenen Fragen anregen. In ihrer Konzeption und Inszenierung ist sie dialogisch ausgerichtet.
«DIE UTOPIE DER WIDERSPENSTIGEN», …oder was passiert, wenn 30 Jugendliche ausziehen, eine andere Welt aufzubauen.
Die Longo maï-Kooperativen entstanden nach der Bewegung von 1968. Sie bilden heute ein über ganz Europa ausgelegtes Netz von selbstverwalteten landwirtschaftlichen und handwerklichen Kooperativen, die versuchen, einerseits Menschen ohne Land und andererseits Land ohne Menschen unter einen Hut zu bringen.
Als sich im Dezember 1972 Jugendliche aus mehreren Ländern Europas in Basel zu einem internationalen Kongress trafen, konnte niemand erahnen, was sich im Lauf von vierzig Jahren entwickeln würde. Die damals erhobene Forderung – alle europäischen Länder stellen in unterentwickelten, wirtschaftlich und sozial bedrohten Regionen einige Quadratkilometer Land zur Verfügung, damit Jugendgemeinschaften dort selbstverwaltete Genossenschaften aufbauen können – bildet den Kern von Ideen und Konzepten, die von vielen Menschen auch heute noch geteilt werden. Die Pioniere von damals suchten einen anderen Weg zur Konfrontationskultur. Sie entwickelten ihre Vision des solidarischen Zusammenlebens und einer anderen Form des Wirtschaftens. Im April 1973 gingen dreissig Jugendliche aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Frankreich in die Provence, um auf einem verlassenem Landstück von 300 Hektaren die erste Kooperative aufzubauen. Sie gaben ihr den Namen Longo maï (provenzalisch: «Lang möge es dauern»). 1974 gaben sie ihr Projekt in ihrer Gründungsstadt Basel der breiten Öffentlichkeit mit einem grossen Fest auf dem Münsterplatz bekannt, an dem «tout Bâle» mitwirkte.
Der Basler Künstler Celestino Piatti unterstützte Longo maï damals bei diesem Fest mit einer Lithographie, die im letzten Herbst die Fassade des Vereinshauses von Longo maï in Basel schmückte: Die Symbolik dieser Lithographie repräsentiert heute wie damals den Geist von Longo maï: Widerspenstig, unangepasst und neugierig. Vierzig Jahre später gibt es neun weitere Lebensgemeinschaften in mehreren Ländern Europas sowie in Zentralamerika. Jede für sich ist aus dem gleichen Grundgedanken heraus entstanden. Dabei zeigt sich, dass die ursprüngliche Idee immer noch aktuell ist. Auf der Basis von Solidarität, Landwirtschaft und Handwerk, gründet Longo maï schon seit 40 Jahren freie selbstverwaltete Kooperativen.