09.05.2010 - 03.10.2010
Entworfen, gedruckt, plakatiert, überklebt und abgerissen – die Überlebensdauer von Plakaten hat mit Langlebigkeit wenig zu tun. Vermag es ein Plakat, den Blick des Vorbeieilenden für einen Moment auf sich zu lenken und sich im besten Fall als wiederabrufbares Bild im Gedächtnis des Menschen zu verankern, so ist es seinem Zweck gerecht geworden, wenn auch nur für Stunden, Tage oder Wochen. Es sei denn, Plakate werden als dokumentarische und künstlerische Zeugen ihrer Zeit in Sammlungen verwahrt; systematisch gesammelt, archiviert, erschlossen und bearbeitet. Dann erweisen sie sich mit ihren Botschaften als signifikante Mittler gesellschaftlicher, politischer, kultureller oder sozialer Ereignisse und Prozesse. Das Sorbische Museum in Bautzen besitzt solch eine umfangreiche Plakatsammlung mit ca. 1700 zusammengetragenen Plakaten. Der 20. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands in diesem Jahr im Oktober wurde nun zum Anlass genommen die Sammlung einer breiten Öffentlichkeit in der Ausstellung „PLAKAT! Die Zeit der DDR in der Plakatsammlung des Sorbischen Museums“ zugängig zu machen. Entsprechend des politischen Bezuges richtet sich der Focus der Betrachtungungen auf die geschichtliche Epoche der Zeit zwischen 1949 und 1990 - auf die Zeit der DDR.
Zahlreiche Plakate sind dank ihrer inhaltlichen Tragweite und dem hohen künstlerischen Anspruch, der ihnen beigemessen wurde bis heute höchst interessant. Andere wiederum dienten weitestgehend der Nachrichtenübermittlung, blieben optisch unspektakulär, ihre Schöpfer vielmals anonym. Die Inhalte aber, welche die Plakate ungeachtet ihres Schauwertes und ihrer Ausstrahlungskraft vermitteln, reflektieren jedoch nahezu ein halbes Jahrhundert bewegender sorbischer Kunst- und Kulturgeschichte. Sie sind, gleich einer illustrierten Chronik, einem Spiegel der Zeit und vermitteln uns die Moralvorstellungen und ideologischen Zwänge des sozialistischen Gesellschaftssystems, aber auch das Lebensgefühl, die Hoffnungen, das Engagement und den Optimismus der hier lebenden Menschen. Die Ausstellung lädt den Besucher zu einer Zeitreise ein, die bei manch einen zur Begegnung mit dem eigenen Leben wird.