15.04.2012 - 14.10.2012
Anlässlich ihres 70. Geburtstages würdigt das Schwule Museum Madame Kio mit einer biografischen Ausstellung – eine der Pionierinnen und Protagonistinnen der Westberliner Travestie-Szene. Madame Kio wird als Cornél Hédl gegen Ende des 2. Weltkrieges in Ungarn geboren und ab seinem neunten Lebensjahr zum Ballett-Tänzer ausgebildet. Von Debrecen über Budapest, Leipzig und Düsseldorf tanzt er sich bis nach West-Berlin, das 1968 seine Wahlheimat wird. Durch einen Bühnenunfall gezwungen sich umzuorientieren, beginnt Cornél eine zweite Karriere als Travestiekünstler Madame Kio. Neben den eigenen Auftritten betreibt Kio mit dem Lebensgefährten Hermann nacheinander verschiedene Travestie-Theater und gründet Kio und die Crazy Boys, eine von Berlins größten Travestietruppen. Damit steht Madame Kio zeittypisch für die Glanzzeit der Nachkriegstravestie im West-Berlin der 1970er Jahre.
„Es war die Zeit für Travestie, also, das war ein Boom! Es gab das Chez Nous, es gab Romy Haag, Straps-Harry, das Prisma, die Lützower Lampe, dann gab es das Berliner Gasthaus. Die waren alle gleichzeitig da und überall gab es ein festes Programm. Es waren bestimmt dreißig Travestiekünstler ständig in Berlin beschäftigt. Nebenbei lief das „La Grande Eugène“ von der Daniel-Sander-Truppe im Theater des Westens oder die Follies Parisiennes in den Wühlmäusen. Das Publikum konnte von einem Laden zum nächsten, von einer Veranstaltung zur anderen gehen.“ (Madame Kio)