23.10.2011 - 09.04.2012
Die Entstehung und Entwicklung des Staates Israel stellt ein einzigartiges Projekt in der Geschichte der Moderne dar. Dies betrifft nicht nur den beispiellosen Massstab und die Entwicklungsgeschwindigkeit - Israel hat seine Bevölkerung in einer Zeit von 50 Jahren zehn Mal verdoppelt. Einzigartig sind auch die ideologischen Wurzeln (eine Mischung aus utopischen, sozialistischen, biblischen und orientalischen Vorstellungen), die Umstände der Realisierung (Schutz für bestimmte Bevölkerungsgruppen lässt andere zu Flüchtlingen werden) und schliesslich auch die Vorliebe für architektonische Experimente: Israel wurde zu einem Laboratorium der Architektur nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere für den Strukturalismus und Brutalismus.
Landläufiger Meinung zufolge war die Entwicklung des Staates Israel in starkem Masse von Improvisation, aus der Not geborenen Lösungen und spekulativer Initiative geprägt. Die Ausstellung Projekt Israel beweist aber, dass es sich bei Israel um eines der effizientesten und umfassendsten architektonischen Projekte der Moderne handelt - um ein Experiment, das die Anlage einer künstlichen Landschaft ebenso umfasste wie den Bau Dutzender neuer Städte und hunderter neuer ländlichen Siedlungen.
Projekt Israel fragt nach den Entstehungsbedingungen der Nachkriegsarchitektur, der Beziehung zwischen Ideologie und architektonischer Form, der räumlichen Organisation des Wohlfahrtsstaats, dem Verhältnis von militärischer und ziviler Gesellschaft und schliesslich nach den typologischen Paradigmata der Architektur.
Die Ausstellung basiert auf einem Forschungsprojekt, das Zvi Efrat mit einem Team von Studierenden, Architekten und Fotografen 1994 begonnen hat und das bis heute andauert. Zum ersten Mal wurde The Israeli Project 2000/2001 im Tel Aviv Museum of Art präsentiert; 2005 erschien ein zweibändiger Katalog in hebräischer Sprache.
Bei Projekt Israel handelt es sich um eine aktualisierte und adaptierte Version der Ausstellung, die Zvi Efrat für das S AM Schweizerische Architekturmuseum erarbeitet hat. Nicht ohne Grund wird die Ausstellung in Basel gezeigt, dem Ort, in dem 1897 der erste Zionistische Weltkongress stattfand.
Prof. Zvi Efrat war 2001 bis 2010 Leiter des Architekturdepartements der Bezalel Academy of Arts & Design in Jerusalem und ist gemeinsam mit Meira Kowalsky Inhaber von Efrat-Kowalsky Architects in Tel Aviv, die unter anderem für die Erneuerung und Erweiterung des Israel Museum in Jerusalem verantwortlich sind.