Die »Ukraine Series« von Johanna Diehl (*1977 in Hamburg) zeigt Räume ehemaliger Synagogen in der heutigen Ukraine. Im Zuge der antireligiösen Politik der Sowjetunion waren sie bereits in der Zeit zwischen den Weltkriegen enteignet und teilweise in kommunale Zentren wie Kinos, Sporthallen und Klubs umgewandelt worden, deren Funktion sie häufig bis heute erfüllen. Das religiöse Leben verlagerte sich daraufhin von der Synagoge in den Privatraum. 1941 leitete die deutsche Besatzungsmacht den Genozid an den ukrainischen Juden ein, was zur fast völligen Vernichtung der jüdischen Gemeinden in der Ukraine führte.
Johanna Diehl spürt den historischen Schichten dieser verfremdeten Orte nach. Ihre Fotografien zeigen die Gebäude grundsätzlich von innen und menschenleer. Die Künstlerin richtet so den Blick auf Struktur und Ausstattung der Räume, die oftmals in einzelnen Details noch sichtbare Hinweise auf ihre ursprüngliche religiöse Bestimmung erkennen lassen. Architektur wird in diesen Fotografien zu einem stummen Zeitzeugen, dessen Erfahrungen sich in einzelnen erhaltenen Ausstattungsdetails, Rissen und Brüchen genauso offenbaren wie in den neueren Oberflächen und dem aktuellen Mobiliar.